Nach-

gefragt...

… bei Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth,

Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe

(Photo: Frank Blümler)

 

Bei welchem Würth Produkt haben Sie zuletzt „Wow!“ gesagt?

Das war zum einen bei unserem Akku-Schlagbohrschrauber ABS 18 POWER COMBI der Fall, dieser hat eine hohe Leistung und ein sehr schönes Design. Zum anderen auch bei unseren neuen Verpackungen für Zerspanungswerkzeuge, die aus 100 Prozent recyceltem Kunststoff sind und für einen grünen Fußabdruck stehen.

 

Sind Sie eigentlich selbst ein guter Handwerker?

Eigentlich nicht, ich hätte auch gar nicht die Zeit dazu.

 

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Kundenbesuch?

Ja, das war in Sulzbach an der Murr. Ich war mit meinem Vater unterwegs. Er schickte mich zum Kunden hinein. Ich hatte an dem Tag im Hochsommer eine lederne Seppelhose an und der Kunde fragte mich, ob es denn in unserer Firma üblich sei, Kundenbesuche in Seppelhosen zu machen.

 

Wenn Sie unterwegs das rote Würth Logo entdecken: Was denken Sie dann?

Na, da schau an.

 

Würth bietet über 125.000 Produkte: Welches muss für die Zukunft noch erfunden werden?

Unser Verkaufsprogramm ist permanent in Bewegung. Alte Produkte laufen aus, neue Produkte kommen hinzu. Vor allem in der Autoreparaturbranche wird sich viel ändern: Für die Reparatur und Wartung von Elektrofahrzeugen werden künftig ganz andere Werkzeuge und Ersatzteile benötigt, vor allem auch fahrzeugbezogene IT-Software. Gerade auf diesem Gebiet ist viel Spielraum für neue Produkte, für Letzteres ist unsere 100%-Tochter WOW! (Würth Online World GmbH) zuständig.

 

Als Familienunternehmen tragen wir in Krisenzeiten große Verantwortung

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser,

mit dem Ukraine-Krieg seit Ende Februar 2022 ist die Weltordnung ziemlich aus den Fugen geraten. Durften wir Jahrzehnte in Frieden und Freiheit leben, sind Krieg und Leid jetzt so nah wie seit 76 Jahren nicht mehr. Die Sorge vor dem Ausbruch eines Dritten Weltkrieges wächst bei vielen Menschen – auch bei mir. Ich habe immer betont, wie dankbar wir sein müssen, als erste Generation nach dem Zweiten Weltkrieg in Frieden und Freiheit leben zu dürfen. Dass sich das noch einmal ändern kann, hätte ich nie zu denken gewagt.

Wir sind in großer Sorge um unsere Mitarbeitenden in der Ukraine und tun alles, um sie und ihre Familien in Sicherheit zu bringen. Was mir in dieser Situation dennoch Mut macht, ist die auf unserer Unternehmenskultur basierende Solidarität, die sich im Spendenengagement unserer Mitarbeitenden für die Beschäftigten im Krisengebiet zeigt.

HWM

(Photo: Würth/Peter Petter)

Unter diesen Umständen rücken die neuen Umsatz- und Ertragsrekorde im 76. Geschäftsjahr der Würth-Gruppe fast in den Hintergrund. Als Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe beobachte ich die Geschäftsentwicklung natürlich freudig überrascht und mit großer Dankbarkeit, zumal diese Ergebnisse in einer ganz außergewöhnlichen Weltlage zustande gekommen sind: Lieferketten gerieten unter anderem aufgrund knapper Transportkapazitäten ins Stocken. Die Pandemie des Coronavirus und seiner Vasallen brachte viele in meinen 72 Berufsjahren noch nie dagewesene Schwierigkeiten und Probleme.

ORSY Aktion 1995

(Photo: Archiv Würth)

Dass die Würth-Gruppe in dieser Gemengelage neue Rekorde erwirtschaftet, liegt zum einen an der weltweiten Tätigkeit – immerhin betreuen wir über vier Millionen Kunden. Zum anderen hat unser Management in weiser Voraussicht hohe Lagerbestände aufgebaut, sodass wir auch in der Pandemie überdurchschnittlich gut lieferfähig waren und sind. So konnten wir in den ersten beiden Monaten des Jahres 2022 die Erfolgsgeschichte mit einem Wachstum von über 20 Prozent gegenüber den ersten zwei Monaten 2021 weiter fortsetzen.

Ich möchte deshalb hier die Gelegenheit nutzen, mich herzlich zu bedanken bei unseren weltweit über 83.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre Loyalität und ihre Einsatzbereitschaft zum Wohl unserer Kunden, zum Wohl des Unternehmens und zur Sicherung der Arbeitsplätze. Genauso herzlich möchte ich allen Kundinnen und Kunden für ihre teilweise jahrzehntelange Treue zu Würth danken. Nur so gelang es, den Zweimannbetrieb, den ich 1954 nach dem frühen Tod meines Vaters übernommen habe, zu einem Unternehmen in der heutigen Größe aufzubauen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden auch in Zukunft ihr Bestes geben, um dem Ruf unseres Unternehmens, nämlich Topqualität zu fairen Preisen, gerecht zu werden. Der Erfolg des Unternehmens zeigt, dass es richtig war, dem Grundsatz meines Vaters „Qualität schlägt Preis“ bis heute zu folgen.

Die COVID-19-Pandemie wird sicher im Laufe des Jahres 2022 besiegt. Viel mehr liegt meine ganze Hoffnung in diesen Tagen auf der Vernunft der Mächtigen, Diplomatie statt Waffen sprechen zu lassen.

Allen Leserinnen und Lesern dieses Geschäftsberichts wünsche ich von Herzen Frieden.

 

Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth

Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe

im März 2022