Die Würth-Gruppe ist Weltmarktführer in ihrem Kerngeschäft: der Herstellung und dem Vertrieb von Montage- und Befestigungsmaterial. Zu dem weltweit tätigen Konzern mit Hauptsitz in Künzelsau gehören über 400 Gesellschaften, die mit 2.497 Niederlassungen in mehr als 80 Ländern beheimatet sind – von den USA über Grönland, Europa und Südafrika bis Indien, China und Neuseeland.
Die Würth-Gruppe gliedert sich in zwei Geschäftsbereiche: Im Mittelpunkt der Würth-Linie stehen die Herstellung und der Vertrieb von Montage- und Befestigungsmaterial für Kunden aus Handwerk und Industrie. Weitere Handels- und Produktionsunternehmen, die sogenannten Allied Companies, sind in angrenzenden Geschäftsfeldern aktiv, wie etwa im Elektrogroßhandel, in den Bereichen Elektronik sowie Finanzdienstleistungen. Der Konzern erzielte im Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz von 17,1 Milliarden Euro.
Aus der 1945 gegründeten Schraubengroßhandlung Adolf Würth mit zwei Beschäftigten hat sich ein Konzern mit mehr als 83.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt, von denen über 33.000 im Außendienst tätig sind. Mehr als vier Millionen Kunden vertrauen den hochwertigen Produkten und dem umfassenden Service, der weit über das einzelne Produkt hinausgeht.
Um weiterhin wettbewerbsstarke Produkte auf dem Markt zu etablieren, investiert die Adolf Würth GmbH & Co. KG, Keimzelle des Konzerns, in ein Innovationszentrum am Hauptsitz. Entwickler, Produktmanager, Hochschul-Wissenschaftler und Anwender aus Industrie und Handwerk werden ab dem dritten Quartal 2022 gemeinsam an Produkt- und Systemneuheiten arbeiten. Hierfür integriert Würth auch Mitarbeitende der eigenen Produktionsunternehmen in die Entwicklungsabläufe vor Ort.
Gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, ist fest in der Unternehmenskultur der Würth-Gruppe verankert – sei es im ökonomischen, sozialen, kulturellen oder ökologischen Bereich.
Die Würth-Gruppe und die Stiftung Würth engagieren sich für eine lebendige Kulturlandschaft und für das soziale Wohlergehen. Unter anderem präsentieren fünf eigene Museen in Hohenlohe und zehn Dependancen in Europa bei freiem Eintritt internationale Kunst, vorrangig aus der Sammlung Würth. 2017 wurden die Würth Philharmoniker als Klangkörper der Reinhold Würth Musikstiftung gGmbH gegründet. Im sozialen Bereich setzen sich das Unternehmen und die Stiftung Würth für Menschen mit Behinderung ein. Beispiele sind das Hotel-Restaurant Anne-Sophie sowie die Special Olympics oder die Markus Würth Stiftungsprofessur für Kinderneuroorthopädie und Cerebralparese an der TU München. Weiteres Augenmerk liegt auf Bildung und Forschung, etwa an den von der Stiftung Würth getragenen Freien Schulen Anne-Sophie in Künzelsau und Berlin oder an der Reinhold-Würth-Hochschule Heilbronn am Campus Künzelsau. Fußball und Wintersport bilden die Schwerpunkte beim Sportsponsoring des Unternehmens.
Um auch seiner ökologischen Verpflichtung gerecht zu werden, arbeitet das Unternehmen verstärkt daran, sein Potenzial in den Bereichen Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft auszuschöpfen. Die Adolf Würth GmbH & Co. KG hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2024 an den Standorten in Deutschland klimaneutral (Scope 1 und 2) zu werden. Neben Energieeffizienz setzt das Unternehmen dabei auf die Produktion von Eigenstrom mit Photovoltaikanlagen und auf die Umstellung der Fahrzeugflotte auf alternative Antriebe. Der für Herbst 2022 geplante Nachhaltigkeitsbericht wird über entsprechende Aktivitäten auf Gruppenebene informieren.
Die Corona-Pandemie hielt 2021 nach wie vor die Weltwirtschaft in Atem. Nach dem größten Wachstumseinbruch der letzten Jahrzehnte um 3,1 Prozent im Jahr 2020 konnte sich die Wirtschaft zwar erholen, dennoch blieb 2021 insgesamt mit einem weltweiten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 5,9 Prozent hinter den Erwartungen zurück. Die Lage stellte sich in den einzelnen Volkswirtschaften sehr unterschiedlich dar. Laut der Deutschen Bundesbank gibt es dafür verschiedene Erklärungen: Differierende Maßnahmen und deren Dauer sowie die expansive Geld- und Fiskalpolitik der Industrieländer, aber auch Unterschiede im Impftempo und bei der Immunisierung der Bevölkerung hatten maßgeblichen Einfluss auf die heterogenen Wirtschaftsverläufe. Insgesamt hatten die fortgeschrittenen Volkswirtschaften eher geringe längerfristige Schäden zu verzeichnen. So legte das Bruttoinlandsprodukt in den größten Volkswirtschaften der Welt zu: Die US-Wirtschaft wuchs mit 5,7 Prozent so stark wie seit 1984 nicht mehr (2020: – 3,5 Prozent), in China gab es mit 8,1 Prozent einen stärkeren Anstieg als erwartet (2020: + 2,3 Prozent).
- Deutsche Wirtschaft war nach Corona-Absturz wieder auf Wachstumskurs, jedoch schwächer als südliche Nachbarländer
- Anhaltende Liefer- und Materialengpässe trüben die Stimmung ein, dennoch stieg Export auf Rekordwert
- Das Handwerk kam insgesamt besser durch die Krise als die Gesamtwirtschaft
Die Wirtschaft in Deutschland, größter Einzelmarkt der Würth-Gruppe, erholte sich 2021 mit einem Bruttoinlandsprodukt von + 2,7 Prozent nach dem coronabedingten Einbruch des Vorjahres (2020: – 5,0 Prozent), wenngleich weniger deutlich als ursprünglich erwartet. Während der private Konsum merklich abflaute, legte der Export als wichtige Stütze der deutschen Konjunktur gegenüber dem Vorjahr um 14,0 Prozent kräftig zu (2020: – 9,1 Prozent) und lag damit sogar über Vorkrisenniveau.
Die Wirtschaft in der Eurozone wuchs 2021 laut Eurostat insgesamt um 5,2 Prozent und erholte sich damit von ihrem Einbruch zu Beginn der Coronakrise (2020: – 6,4 Prozent). Jedoch trübte sich die Konjunkturlage gegen Ende 2021 ein. Anhaltende Lieferprobleme, steigende Preise und das Aufkommen der Corona-Mutante Omikron setzten der Wirtschaft zu. Das Wachstum 2021 fiel allerdings sehr ungleichmäßig aus. Während die deutsche Wirtschaft nur zögerlich aufholte, befand sich Europas Süden auf einem deutlicheren Erholungskurs.
Die Kernmärkte der Würth-Gruppe, das Handwerk, die Automobilindustrie, die Elektroindustrie und der Maschinenbau, waren 2021 von Lieferengpässen, Rohstoffknappheit und steigenden Preisen gebeutelt. So bremsten Engpässe die industrielle Wertschöpfung. Insgesamt stieg die Gesamtherstellung im produzierenden Gewerbe 2021 dennoch um 3,0 Prozent an (2020: – 8,5 Prozent).
Fehlende Bauteile, insbesondere Halbleiter, machten sich auch in der Automobilbranche bemerkbar. So setzte sich der rückläufige Trend des vorherigen Jahres fort, wenngleich etwas abgeschwächt. Der deutsche Markt ging um 10,0 Prozent zurück (2020: – 19,1 Prozent).
Das Handwerk, wichtigster Einzelmarkt für die Würth-Gruppe, kam laut RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung insgesamt besser durch die Coronakrise als die Gesamtwirtschaft. Trotz nominaler Umsatzzuwächse in den Jahren 2020 und 2021 führten hohe Preissteigerungen bei der Rohstoffbeschaffung allerdings zu realen Umsatzeinbußen in den Handwerksbetrieben.
Nachdem das Baugewerbe 2020 für eine Umsatzsteigerung im Handwerk sorgte, war es 2021 kein Wachstumstreiber mehr. Trotz erhöhter Auftragslage wurde das Wachstum durch den zunehmenden Baumaterialmangel deutlich gebremst: Im Bauhauptgewerbe verringerte sich der Umsatz 2021 real um 6,0 Prozent (2020: + 4,3 Prozent).
- Umsatzsteigerung von 18,4 Prozent auf 17,1 Milliarden Euro
- Betriebsergebnis erstmals über 1 Milliarde Euro
- Multi-Kanal-Strategie greift – Anzahl Niederlassungen und Umsatzanteil E-Business gesteigert
Die Würth-Gruppe erreichte im Geschäftsjahr 2021 Rekordmarken bei Umsatz und Betriebsergebnis: Der Konzern erzielte einen Umsatz von 17,1 Milliarden Euro und liegt damit deutlich über dem Vorjahr (2020: 14,4 Milliarden Euro). Das Plus von 18,4 Prozent erhöht sich auf 19,0 Prozent nach Bereinigung von Währungseffekten. Deutschland zeigte sich erneut robust in der Corona-Pandemie. Hier konnte die Würth-Gruppe ein Wachstum von 14,3 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro erzielen (2020: 6,1 Milliarden Euro). Noch erfolgreicher schnitten die Gesellschaften außerhalb Deutschlands ab. Sie steigerten den Umsatz um 21,4 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro (2020: 8,3 Milliarden Euro).
Der Konzern stellte auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie seine Leistungsfähigkeit deutlich unter Beweis über die Risikostreuung durch die internationale Aufstellung, die Diversifikation über verschiedene Geschäftsfelder sowie die Multi-Kanal-Strategie. So vermeldeten die Konzerngesellschaften in Süd- und Westeuropa überdurchschnittliche Wachstumsraten, zurückzuführen unter anderem auf die coronabedingt sehr hohen Umsatzeinbrüche 2020 in Ländern wie Spanien, Italien und Frankreich. In Bezug auf einzelne Märkte und Branchen waren die Geschäftseinheiten Elektrogroßhandel (+ 28,9 Prozent) sowie Elektronik (+ 32,5 Prozent) und hier im Speziellen der Bereich Würth Elektronik eiSos (+ 36,5 Prozent) besonders erfolgreich. Erfreulich ist, dass die Division Industrie ihren Umsatzrückgang aus dem Jahr 2020 mehr als kompensieren konnte und mit 18,4 Prozent das größte Wachstum unter den Divisionen der Würth-Linie erzielte.
Die Anzahl der Niederlassungen weltweit hat sich in den vergangenen zehn Jahren auf 2.497 erhöht und damit mehr als verdoppelt. Die Materialbeschaffung unserer Kundinnen und Kunden über diese Niederlassungen ist ein wichtiger Baustein der Multi-Kanal-Strategie. Ergänzend bieten die digitalen Möglichkeiten mit Onlineshop, E-Procurement und Würth App die passenden Lösungen für kontaktloses Einkaufen. Im Geschäftsjahr 2021 erzielte der E-Business-Bereich einen Umsatz von 3,4 Milliarden Euro, was mit einem Anteil von 19,9 Prozent am Konzernumsatz einem neuen Höchstwert entspricht.
Die konzerneigenen Produktionsbetriebe in Deutschland und Europa gewährleisten eine gewisse Unabhängigkeit von globalen Lieferketten. Rund 70 Prozent der Waren haben ihren Ursprung in Europa. Trotzdem machten sich die Lieferengpässe im Jahr 2021 auch bei Würth in einzelnen Bereichen bemerkbar, wenngleich in geringem Umfang. Beispielsweise hatte der Chipmangel Auswirkungen auf die Unternehmen im Konzern, die von der Automobilindustrie abhängen.
Das Betriebsergebnis liegt mit 1.270 Millionen Euro signifikant über dem Vorjahr (2020: 775 Millionen Euro) und markiert einen neuen Höchstwert in der Geschichte der Würth-Gruppe. Das starke Umsatzwachstum und die Steigerung der Produktivität trugen maßgeblich zum positiven Ergebnis bei. Auch sind 2021 coronabedingt Kosten für Reisen, Messen und Konferenzen nicht im üblichen Maße angefallen. Die Rendite erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich auf 7,4 Prozent (2020: 5,4 Prozent). Auch im vergangenen Geschäftsjahr investierte die Würth-Gruppe zur Umsetzung der geplanten Strategien nachhaltig in ihre unterschiedlichen Geschäftsbereiche und Märkte. Die Investitionsausgaben für immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen ohne Akquisitionen beliefen sich 2021 auf 553 Millionen Euro.
Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Würth-Gruppe erhöhte sich im Geschäftsjahr 2021 um 4.044 auf 83.183. In Deutschland beläuft sich die Anzahl der Beschäftigten auf 25.438. Im Außendienst sind weltweit über 33.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Einschließlich vertriebsnaher Bereiche haben über 50.000 Beschäftigte direkten Kundenkontakt.
- Deutschland weiterhin größter Einzelmarkt
- Süd- und Westeuropa gehen gestärkt aus dem Pandemiejahr 2021 hervor
- Osteuropa profitiert von Unternehmenszukauf
Der wichtigste Einzelmarkt der Würth-Gruppe ist weiterhin Deutschland mit einem Umsatzanteil von 40,7 Prozent. Die Würth-Gruppe erzielte hier einen deutlich zweistelligen Anstieg von 14,3 Prozent und damit ein sehr gutes Ergebnis. Das Wachstum außerhalb Deutschlands verlief mit 21,4 Prozent deutlich dynamischer als im Inland. Dadurch sank der Umsatzanteil der deutschen Gesellschaften im Vergleich zu 2020 um 1,4 Prozentpunkte. Die überdurchschnittlichen Wachstumsraten außerhalb Deutschlands sind vor allem auf die Konzerngesellschaften in Süd-, West- und Osteuropa zurückzuführen, die in Ländern wie Spanien, Italien und Frankreich coronabedingt 2020 sehr hohe Umsatzeinbrüche verzeichnen mussten und sich jetzt wieder erholt haben.
Die zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 getroffenen Entscheidungen, die Kapazitäten innerhalb der Würth-Gruppe nicht zu reduzieren und an der Multi-Kanal-Strategie festzuhalten, zahlte sich 2021 erneut aus. Durch das Zusammenspiel der verschiedenen Vertriebskanäle konnte verlorener Umsatz aufgeholt, die Nähe zu den Kunden aufrechterhalten und die Materialversorgung sichergestellt werden. Dabei waren die Dezentralität der Würth-Gruppe mit über 400 Gesellschaften in mehr als 80 Ländern und die damit verbundene geografische Diversifizierung wesentliche Grundpfeiler. Wir durften im vergangenen Jahr über 4 Millionen Kunden beliefern, über 50 Millionen Aufträge verließen unsere Lager.
Im Geschäftsjahr 2021 wurde in Deutschland ein Umsatz von 6.939 Millionen Euro erzielt, was einer Steigerung von 14,3 Prozent entspricht (2020: 6.073 Millionen Euro). Die deutschen Gesellschaften profitierten noch immer von ihrer robusten Entwicklung im Pandemiejahr 2020. Obwohl die Konjunkturdaten für Deutschland gegen Jahresende nach unten korrigiert wurden, führte die Stabilität der einzelnen Geschäftsmodelle zu einer erfolgreichen Entwicklung. Ein zweistelliges Wachstum konnten die deutschen Gesellschaften der Würth-Gruppe zuletzt im Jahr 2011 erzielen. Besonders erfolgreich entwickelten sich in Deutschland die Gesellschaften des Elektrogroßhandels, der Elektronik Gruppe, im Speziellen die Würth Elektronik eiSos in Waldenburg, sowie die Produktionsgesellschaften und die Würth Industrie. Die deutschen Unternehmen, die den Automobil- und Maschinenbau direkt beliefern und die 2020 stark von der sich abschwächenden Konjunktur belastet waren, wie Arnold Umformtechnik oder der Werkzeughändler Hahn+Kolb, konnten sich 2021 erholen und wachsen. Allein die deutschen Gesellschaften der Geschäftseinheit Handel, die den Vertrieb in Baumärkte umfassen, waren vom Lockdown Anfang 2021 im gesamten Geschäftsjahr beeinträchtigt und mussten einen Umsatzrückgang von 4,5 Prozent hinnehmen.
Die Adolf Würth GmbH & Co. KG, Keimzelle und größte Einzelgesellschaft des Konzerns, erwirtschaftete einen Umsatz von 2.511 Millionen Euro inklusive konzerninterner Umsätze (2020: 2.215 Millionen EUR). Das entspricht einem Plus von 13,4 Prozent und ist das stärkste Wachstum der letzten 10 Jahre für das Unternehmen. Am 16. Juli 1945 begann eine der Erfolgsgeschichten der deutschen Nachkriegszeit mit der Gründung der Gesellschaft. Sie hat eine Vorreiterrolle im Konzern inne und führte bereits 2014 die Multi-Kanal-Strategie erfolgreich ein. Neben den Mitarbeitenden im Außendienst und im Vertriebsinnendienst sind die 574 Niederlassungen (2020: 552 Niederlassungen) ein Garant für die positive Entwicklung des Unternehmens. Auch in den Lockdownphasen in Deutschland waren sie aufgrund der Systemrelevanz durchgehend geöffnet und unsere Kunden konnten jederzeit ihren Sofortbedarf decken. Damit ist das Flaggschiff des Konzerns näher am Kunden als jeder Wettbewerber. Die Antwort auf Physical Distancing war ein erfolgreicher weiterer Ausbau des E-Business, dessen Umsatz 2021 um 19,8 Prozent auf einen Umsatzanteil von 19,0 Prozent gesteigert werden konnte.
Professionalität nach innen und nach außen, gepaart mit einem dynamischen Umsatzwachstum sind Gründe für die hohe Profitabilität der Adolf Würth GmbH & Co. KG. Sie konnte mit einem Betriebsergebnis von über 250 Millionen Euro nach 2020 erneut einen Rekordwert im Geschäftsjahr 2021 erzielen. Diese Ertragskraft ist auch Voraussetzung für Investitionen in zukunftsweisende Vertriebs-, Logistik- und Produktlösungen, z. B. in den Bau des neuen Innovationszentrums, das auf dem Campus in Künzelsau entsteht und im dritten Quartal 2022 eröffnet wird.
Insgesamt steht Deutschland für ein Betriebsergebnis von 639 Millionen Euro (2020: 376 Millionen Euro) und ist damit die ertragreichste Region.
Die Gesellschaften der Würth-Gruppe in Südeuropa konnten 2021 den Schwung aus dem vierten Quartal 2020 mitnehmen und um 24,9 Prozent deutlich und aus eigener Kraft zweistellig auf 2.438 Millionen Euro wachsen. Damit hat Südeuropa seinen Umsatzanteil 2021 innerhalb der Würth-Gruppe ausgebaut und ist nun mit einem Anteil von 14,3 Prozent die zweitgrößte Region innerhalb des Konzerns nach Deutschland. Was die absolute Umsatzgröße anbelangt, ist Italien das dominierende Land der Region Südeuropa, gefolgt von Spanien und mit großem Abstand Portugal.
Auch 2021 blieb die Region nicht von der Corona-Pandemie verschont, jedoch konnten die Gesellschaften durch schnelles und konsequentes Reagieren auf die immer wiederkehrenden Ausnahmesituationen ihren Umsatz sehr gut entwickeln. Dies wurde unterstützt durch eine langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kundinnen, Kunden und Lieferanten. Sowohl die italienischen als auch die spanischen Gesellschaften der Würth-Gruppe konnten ihren Umsatz um über 20 Prozent steigern. Um auch in Zukunft das Wachstum in der Region dynamisch voranzubringen, wurde die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um 2,2 Prozent erhöht. Von den 13.054 Beschäftigten sind über 7.700 als Verkäuferinnen und Verkäufer im Außendienst tätig. Keine andere Region verfügt über diese Außendienststärke.
Amerika war im Jahr 2021 mit den beiden Ländern USA und Brasilien weiterhin der am stärksten von Corona-Neuinfektionen betroffene Kontinent. Zusätzlich wurden viele Länder in Amerika von Naturkatastrophen wie Waldbränden, Dürren, Hurrikanen und Tornados heimgesucht. Beide Effekte bremsten die wirtschaftliche Entwicklung. Dennoch hat sich die Konjunktur der USA im vergangenen Jahr von den Folgen der Pandemie erholt und das stärkste Wachstum seit 1984 verzeichnet. Gründe hierfür sind gestiegene Verbraucherausgaben, Anlageinvestitionen, Exporte und Investitionen in Lagerbestände. Auch die Wahl des 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Joe Biden, und die damit verbundene Neuausrichtung der USA gab der wirtschaftlichen Entwicklung in Nordamerika, aber auch weltweit einen positiven Impuls und Handelskonflikte konnten 2021 weiter eingedämmt werden. Der Würth Konzern hat davon profitiert und konnte in der Region Amerika auf einen Umsatz von 2.370 Millionen Euro wachsen (+ 19,5 Prozent). In Landeswährung gerechnet liegt das Wachstum sogar bei über 20 Prozent.
Die Gesellschaften in den USA, dem größten Einzelmarkt der Region, wuchsen mehrheitlich im zweistelligen Bereich. Dieses Wachstum ging über Pandemie-Nachholeffekte hinaus. Der Strategie der Würth-Gruppe folgend, verstärkten sich die Gesellschaften in den USA auch durch Akquisitionen, um das Angebotsspektrum sinnvoll zu ergänzen. So wurden am 15. März 2021 zum Beispiel 100 Prozent der Anteile an der ORR Safety Corporation übernommen (ORR). Erwerbergesellschaft war die amerikanische Gesellschaft Northern Safety Co., Inc. Im Jahr 2021 erzielte ORR einen Umsatz von 80 Millionen Euro und beschäftigte 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Unternehmen ist als B2B-Handelsunternehmen im Bereich Persönliche Schutzausrüstung aktiv und hat seinen Hauptsitz in Louisville, Kentucky.
Die Gesellschaften in Südamerika mit einem Anteil von rund 1 Prozent am Konzernumsatz konnten 2021, angeführt von Würth Brasilien, der größten Gesellschaft der Region, ebenfalls eine sehr gute Entwicklung aufzeigen. Ein Umsatzwachstum in Euro von 37,2 Prozent und eine Steigerung in Lokalwährung von 50,1 Prozent sind überdurchschnittliche Wachstumsraten innerhalb der Würth-Gruppe, wenngleich positiv beeinflusst von coronabedingten Nachholeffekten.
In Westeuropa sind viele etablierte Gesellschaften des Konzerns beheimatet, war doch diese Region Ausgangspunkt der Internationalisierung der Würth-Gruppe – einer der zentralen Erfolgsfaktoren des Konzerns. Der Umsatz konnte mit 18,6 Prozent auf ein neues Rekordniveau von 2.365 Millionen Euro gesteigert werden. Alle Länder dieser Region verzeichneten 2021 ein zweistelliges Wachstum, mit Ausnahme der Gesellschaften in der Schweiz (+ 6,1 Prozent). Hauptgrund hierfür ist die im Vergleich zur Würth-Gruppe eher verhaltene Umsatzentwicklung der Schweizer Direktvertriebsgesellschaften.
Besonders erfolgreich entwickelten sich die beiden umsatzstärksten Länder Frankreich und Österreich mit einem Wachstum von 18,9 Prozent beziehungsweise 20,9 Prozent. In beiden Ländern konnten sehr gute, nachhaltige Erfolge im Bereich E-Business erzielt werden. Die beiden Länder tragen mit einem Anteil von 67,9 Prozent zum Umsatz der Region bei. Die Umsatzentwicklung in Großbritannien liegt währungsbereinigt mit 32,5 Prozent deutlich über dem Wachstum der Region. Inwieweit hier coronabedingte Nachholeffekte enthalten sind oder ob bereits von einer Normalisierung der Lage nach dem Brexit gesprochen werden kann, lässt sich nicht abschließend bewerten.
Die Region Osteuropa erzielte unter den sieben Regionen das stärkste Umsatzwachstum. Die Zunahme um 36,7 Prozent war allerdings begünstigt durch die Anfang 2021 getätigte Akquisition der Kaczmarek Electric S.A. mit Hauptsitz in Wolsztyn, Polen. Die Gesellschaft ist im Geschäftsbereich Elektrogroßhandel tätig. Seit jeher gehört es zur Wachstumsstrategie des Konzerns, erfolgreiche Unternehmensbereiche durch gezielte Akquisitionen sinnvoll zu ergänzen. Bereinigt um diese Akquisition schlossen die osteuropäischen Gesellschaften das Geschäftsjahr 2021 mit einem Umsatzwachstum in Höhe von 22,3 Prozent immer noch überdurchschnittlich ab. In der Region sind 9.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Würth-Gruppe tätig.
Die Gesellschaften der Region Skandinavien waren in ihrer Struktur relativ stabil über die vergangenen Jahre, was auch die Reife des Marktes widerspiegelt. Im Geschäftsjahr 2021 lag diese Region als einzige mit einem Umsatzwachstum von 8,7 Prozent deutlich unter dem Schnitt der Würth-Gruppe. Bereinigt um den im Oktober 2020 erfolgten Verkauf der Arvid Nilsson Sverige AB steigerten die Gesellschaften ihren Umsatz um 11,1 Prozent. Mit Würth Finnland beheimatet diese Region ein weiteres Vorzeigeunternehmen der Würth-Gruppe. Die Gesellschaft besticht seit über vier Jahrzehnten mit einer nachhaltig hervorragenden Marktdurchdringung und einer hohen Profitabilität. Würth Finnland stand auch Pate für die Verbreitung des erfolgreichen Vertriebskonzepts „Niederlassungen“ innerhalb der Würth-Linie. Die Gesellschaft hat zwischenzeitlich 194 Niederlassungen, davon sind fünf innerhalb der letzten 12 Monate hinzugekommen.
Asien, Afrika und Ozeanien spielen in der Würth-Gruppe derzeit noch eine untergeordnete Rolle. Der Umsatzanteil ist seit Jahren stabil auf einem Niveau von unter fünf Prozent (2021: 4,6 Prozent).
Die Divisionen der Würth-Linie
Im Zentrum der Geschäftstätigkeit der Würth-Linie stehen die Herstellung und der Vertrieb von Montage- und Befestigungsmaterial für Kunden aus den Bereichen Handwerk und Industrie. Innerhalb der Würth-Linie sind die operativen Geschäftseinheiten in die Divisionen Metall, Industrie, Auto, Holz und Bau aufgeteilt.
Division Metall
Die Division Metall bietet ihren Kunden innovative Lösungen, um sie damit sowohl heute als auch in Zukunft bei ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Durch unsere Kernkompetenz, den Direktvertrieb, sowie unsere Abholshops und die vielfältigen Online-Bestellmöglichkeiten versorgen wir unsere Kunden mit bester Beratung und passenden Optionen für die Beschaffung und Bereitstellung unserer Produkte.
Vertriebszweig Metall
In diesem Bereich werden Kunden der Metall be- und verarbeitenden Branchen bedient. Zu den größten Abnehmern zählen Metall- und Stahlbauer, Schlossereibetriebe sowie Maschinen- und Fahrzeugbauer.
Vertriebszweig Haustechnik
Im Fokus stehen vor allem Betriebe der Branchen Elektro-, Gas-, Heizungs- und Wasserinstallationen sowie Klima- und Lüftungsanlagenbauer.
Vertriebszweig Betriebswerkstätten
Dieser Vertriebszweig bedient Kunden mit innerbetrieblichen Reparaturwerkstätten aus vielen unterschiedlichen Branchen, wie Industrieunternehmen, Hotels, Einkaufszentren, Flughäfen und Krankenhäuser.
Division Industrie
Die Gesellschaften der Division Industrie sind spezialisierte Unternehmen mit einem Vollsortiment an Montage- und Verbindungsmaterial für die industrielle Produktion, Instandhaltung und Wartung. Neben diesem umfangreichen Standardsortiment liegt die Stärke der Division in kundenindividuellen logistischen und dispositiven Versorgungs- und Dienstleistungskonzepten sowie in der technischen Beratung.
In der Division Industrie sorgt die innovative Weiterentwicklung der Beschaffungs- und Logistiksysteme dafür, dass die Bevorratung und Nachbestückung der Würth Produkte für den produzierenden Kunden vollautomatisiert und noch systembasierter abgewickelt werden. Ein wichtiger Schwerpunkt dabei bleibt die maximale Sicherheit in der Versorgung mit C-Teilen direkt am Verbrauchsort, im Lager und am Arbeitsplatz. Alle Lösungen werden unter den ganzheitlichen Ansatz der Produktions- und Betriebsmittelversorgung gestellt. Nach wie vor steht der Ausbau digitaler Prozesse und Vertriebswege im Mittelpunkt.
Der strategische Fokus liegt weiterhin auf der persönlichen Kundenbetreuung vor Ort durch ein weltweites Netzwerk von Gesellschaften und damit auf einem international einheitlich hohen Niveau bei Qualität, Produkt und Prozess.
Division Auto
Die Division Auto sieht sich als kompetenter Partner der Kfz-Werkstätten – heute wie in Zukunft. Neben einem vollumfänglichen Produktsortiment auf höchstem Qualitätsniveau bieten wir unseren Kunden innovative Services und Systeme, die innerbetriebliche Abläufe optimieren. In ergänzenden Kompetenzfeldern wie den Bereichen Diagnose, Klimaservice und Spezialwerkzeuge unterstützen wir die Werkstätten des Automobil- und Nutzfahrzeugmarkts. Darüber hinaus bieten wir Lösungen für alternative Antriebssysteme und die zunehmende Digitalisierung im Automotive Aftersales.
Vertriebszweig Pkw
Die Kunden des Vertriebszweigs Pkw sind Fahrzeughersteller, Betriebe des markengebundenen und freien Kfz-Handwerks, Kunden mit großen Fahrzeugflotten, Betriebe aus den Bereichen Karosserie, Fahrzeugaufbereitung, Reifenwechsel sowie aus dem Zweiradsegment.
Vertriebszweig Cargo / Nutzfahrzeuge
Die Kunden dieses Vertriebszweigs sind Nutzfahrzeug-Vertragswerkstätten, freie Nutzfahrzeug-Reparaturwerkstätten, Bau- und Landmaschinen-Reparaturbetriebe, Transport- und Logistikunternehmen, Busbetriebe, Reparatur- und Verleihbetriebe von Arbeitsbühnen und Flurförderfahrzeugen, öffentliche, kommunale Ver- und Entsorgungsbetriebe sowie Land- und Forstwirtschaftsbetriebe.
Division Holz
Die Division Holz unterstützt ihre Kunden des gesamten Holz be- und verarbeitenden Handwerks mit einem passgenauen Produktportfolio sowie spezifischen Anwendungslösungen. Das Sortiment umfasst Holzschrauben, Beschläge, chemisch-technische Artikel sowie Materialbearbeitungs- und Baukörperanschlussprodukte.
Dank hoher Fachkompetenz und ganzheitlicher Vertriebslösungen bieten wir unseren Kunden nicht nur auf ihre Bedürfnisse perfekt abgestimmte Produkte. Wir verstehen uns auch als persönlicher Berater, der seinen Kunden von den ersten Plänen bis zur Fertigstellung zur Seite steht.
Dabei trägt die Division Holz den aktuellen Trends der Branche Rechnung: Der Online-Konfigurator WÜDESTO bietet bereits heute in Deutschland, Österreich und Italien die Möglichkeit, individuelle Möbelelemente zu erstellen sowie maßgenaue Halbfertigteile zu bestellen. Um den Bereich E-Business international nachhaltig zu entwickeln und den Anforderungen im Handwerk gerecht zu werden, ist der Anschluss weiterer Gesellschaften an WÜDESTO bereits geplant.
Division Bau
Ziel der Division Bau ist es, regional, national und international tätigen Unternehmen der Baubranche weltweit einheitliche Produkte und Serviceleistungen auf Topniveau zu bieten. Optimale Anlaufstelle für die Deckung von Sofortbedarf bieten die Niederlassungen. Der Außendienst ist ständiger Ansprechpartner auf der Baustelle. Er übernimmt im Rahmen des Projektgeschäfts die Rolle des Prozessoptimierers für die großen am Roh- und haustechnischen Ausbau beteiligten Gewerke.
Die Division Bau fasst alle Vertriebseinheiten zusammen, die Kunden im Bauhaupt- und Baunebengewerbe betreuen. Der Schwerpunkt liegt bei Bauunternehmen, der technischen Gebäudeausrüstung, dem Dach- und Holzbau, bei Ausbau- und Fassadenspezialisten sowie bei der Direktbelieferung von Baustellen. Hier kommen zudem kundenindividuelle Service- und Logistiklösungen zum Einsatz, wie z. B. mit Produkten bestückte Materiallager direkt auf der Baustelle. Strategische Zielgruppen wie Bauherren, Planungs-, Architektur- und Projektleitungsbüros rücken immer mehr in den Fokus.
Die Geschäftseinheiten der Allied Companies
Die Gesellschaften der Allied Companies grenzen an das Kerngeschäft des Konzerns an oder bearbeiten diversifizierte Geschäftsbereiche und ergänzen das Portfolio der Würth-Gruppe. Sie sind in neun strategische Geschäftseinheiten aufgeteilt und bis auf wenige Produktionsunternehmen in der Mehrzahl Handelsunternehmen in verwandten Geschäftsfeldern.
Elektrogroßhandel
Die Geschäftstätigkeit dieser Unternehmen umfasst den Handel mit Produkten und Systemen aus den Bereichen Elektroinstallation, Industrieautomatisierung, Kabel und Leitungen, Werkzeuge, Daten- und Netzwerktechnik, Leuchten und Leuchtmittel, Haushaltsgeräte und Multimedia sowie Elektrohauswärmetechnik und regenerative Energieerzeugung. Die Handelstätigkeit wird ergänzt durch umfassende Beratungs- und Dienstleistungsangebote und richtet sich an professionelle Kunden aus Handwerk, Industrie und Handel.
- Wachstum über Marktentwicklung: Elektrogroßhandel erzielte 2021 neuen Rekordumsatz von 2.781 Millionen Euro
- mehr als 6.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
- Anteil am Gesamtumsatz wuchs auf 16,3 Prozent
- Dank enger Partnerschaft mit Lieferanten gelang diese Entwicklung trotz bestehender Lieferkettenprobleme.
- erneuter Anstieg der Gesamtkundenanzahl
- Durch die Akquisition von Kaczmarek in Polen wurde die Einheit zu einem der führenden Anbieter im polnischen Elektrogroßhandel.
- unverändert hohe Investitionen in Digitalisierung
Elektronik
Die Geschäftseinheit Elektronik produziert und vertreibt elektronische Komponenten wie Leiterplatten, elektronische Bauteile, elektromechanische Elemente und komplette Systembaugruppen aus intelligenten Power- und Steuerungssystemen.
- Würth Elektronik Gruppe: erstmalig Umsatz von über einer Milliarde Euro – alle Geschäftsbereiche erzielten neuen Rekordumsatz
- Würth Elektronik CBT (Leiterplatten): Einsatz der neuen ultradünnen SLIM.flex-Leiterplatten im Teilchenbeschleuniger LHC am Europäischen Kernforschungszentrum CERN bei Genf
- Würth Elektronik eiSos (passive elektronische Bauteile): Bauarbeiten für High Tech Innovation Center in München-Freiham gestartet
- Online-Plattform REDEXPERT® auf Platz 1 in der Kategorie Software bei der Leserwahl der Fachzeitschrift ELEKTRONIK
- Würth Elektronik ICS (elektronische und elektromechanische Lösungen): Zukauf der enfas GmbH verstärkt Kompetenz im Bereich intelligente Steuerungen
- Erweiterung der Fertigungskapazitäten durch neues vollautomatisiertes Einpresscenter für elektromechanische Baugruppen
Produktion
Das Spektrum in dieser Geschäftseinheit umfasst die Produktion von Kaltformteilen, Umform- und Stanzwerkzeugen, einer Vielzahl von Verbindungselementen und Befestigungssystemen, Möbelbeschlägen, Sortiments- und Lagerkästen aus Kunststoff sowie Betriebs- und Fahrzeugeinrichtungen. Beliefert werden unter anderem Kunden in der Baubranche, der Automobilindustrie, Hersteller von Küchen und Haushaltsgeräten sowie Großhändler.
- Arnold Umformtechnik: Planung und Erwerb eines Grundstücks für neuen Standort der Business Unit „Functional Components“ im Gewerbegebiet Rauhbusch in Forchtenberg finalisiert
- Einsparung von rund 50 Prozent CO2 mit Produktreihe „Conform Next“ durch neue Technologie für komplexe Umformteile
- Güldner: Installation einer Photovoltaik-Anlage, die 40 Prozent des Strombedarfs deckt
- FELO: Installation der ersten vollautomatisierten Spritzgusszelle für die Fertigung von Schraubendrehern aus vier Komponenten
- europaweite Belieferung von OBI-Baumärkten: termingerechte Ausführung eines der größten Aufträge in der Firmengeschichte
- Grass Österreich: Investitionen in die Produktionsstandorte Höchst und Götzis ermöglichen Standardisierung von Prozessen
RECA Group
Die Unternehmen der RECA Group beliefern die Industrie und im Direktvertrieb Kundinnen und Kunden des Bau-, Holz-, Metall- und Kfz-Handwerks sowie des Bereichs Cargo in 19 europäischen Ländern. Zum Unternehmensportfolio gehören Werkzeuge, Montage- und Befestigungsmaterial, C-Teile sowie Arbeitskleidung, Werbemittel und Fahrzeugausstattung.
- deutlicher Umsatzrekord mit 762 Millionen Euro
- Industriegeschäft nach rückläufigem Umsatz im Jahr 2020 wieder mit zweistelligem Umsatzwachstum
- Dienstleistungen, die Kunden bei der Reduzierung der Beschaffungskosten für Kleinteile unterstützen, erwiesen sich während Corona-Pandemie als Wachstumshebel: z. B. KANBAN- und RFID-gestützte Lagersysteme, das SECO®-Regalbewirtschaftungssystem (Service-Concept) für Handwerkskunden, Regal- und Automatenlösungen für direkte Warenentnahme und automatisierte Nachbestellung.
- RECA-Gesellschaften investieren in Digitalisierung und Ausbau der E-Shops, der Umsatz im E-Business wuchs um 31,8 Prozent.
Chemie
Die Unternehmen der Geschäftseinheit Chemie sind tätig in der Entwicklung und Herstellung sowie im Vertrieb chemischer Produkte für die Bereiche Automotive, Industrie und Kosmetik. Sie vertreiben sowohl ihre eigenen Marken als auch Private-Label-Produkte und sind als Innovationsspezialisten und Know-how-Träger in ihren Nischen anerkannt.
- Beschaffungsmarkt sorgte 2021 für Herausforderungen durch enorme Lieferengpässe im Bereich Lösemittel, Aluminiumdosen sowie Spezialchemie und -benzin
- gestiegene Rohstoffpreise kennzeichneten den Markt
- Kisling, Dinol, Tunap: veränderter Fokus von Direkt- auf Projektvertrieb
- Kisling: Fokussierung auf den Elektronikmarkt – Aufbau von Vergussmassen (Gießharz) für Elektronikanwendungen
- AP Winner China: Produktionserlaubnis bis 2024 sorgt für weitere Stabilisierung des Unternehmens
- sehr positiver Ausblick für 2022
Handel
Die Unternehmen dieser Geschäftseinheit vertreiben Installations-, Sanitär-, Befestigungs- und Montagematerial, Artikel für den Gartenbereich, Elektro- und Handwerkzeuge. Auch Möbelbeschläge für den Fachmarkt und -handel sowie Produkte für Bau- und Heimwerkermärkte und Discounter zählen zum Sortiment.
- Pandemiebedingter Umsatzeinbruch durch Lockdown Anfang 2021
- bereinigt um den Verkauf von Arvid Nilsson Sverige AB, Schweden, im Oktober 2020 betrug der Umsatzrückgang 1,5 Prozent
- Inbetriebnahme eines neuen automatischen Lager- und Kommissioniersystems bei Masidef in Italien
- erste Kundenplatzierung des neu entwickelten All-in-one-Solution Regals „Find-it“: Erleichterung des Einkaufs durch elektronisch gesteuerte Produktfindung
- Reduktion der Verpackungsvielfalt unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit sowie strenge Einhaltung der hohen Umwelt- und Sicherheitsstandards nach Kundenvorgaben
- weitere Investitionen in IT-Infrastruktur, Zukunftstechnologien und elektronische Regaletiketten
Werkzeuge
Die Werkzeuggesellschaften beliefern Kunden aus der Metall be- und verarbeitenden Industrie, insbesondere aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Automobil- und Automobilzuliefererindustrie. Das Sortiment erstreckt sich über die Bereiche Bohren, Fräsen, Drehen, Spannen, Schleifen, Mess- und Prüftechnik, Handwerkzeuge, Betriebseinrichtung, Maschinen und Persönliche Schutzausrüstung.
- deutlicher Anstieg des Auftragseingangs bei Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Automobilindustrie
- fehlende Rohstoffe und Halbleiter verursachten Produktionsstaus
- E-Business-Anteil um 3,0 Prozentpunkte auf über 43 Prozent gesteigert
- Kompetenzaufbau in der Prozessoptimierung der zerspanenden Fertigung unserer Kunden
- weiterhin Fokus auf Kundengewinnung in den Branchen Medizin, Lebensmittelindustrie, Transport und Logistik, Energie und Umwelt, Bauunternehmen sowie Freizeitmobile
- Sortimentsausbau im Bereich Persönliche Schutzausrüstung
- HAHN+KOLB: Optimierung des Logistikprozesses durch automatische Kartonisierung und Erweiterung des Shuttle-Lagers
Schrauben und Normteile
Die Edelstahlgesellschaften sind Produktspezialisten mit Belieferungskonzepten für Industrie und Handel. Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit ist der Handel mit rostfreien Verbindungselementen, insbesondere mit DIN- und Normteilen. Die Hydraulikgesellschaften sind spezialisiert auf den Handel mit hydraulischer Verbindungstechnik und den zugehörigen Service.
- hohe Umsatz- und Betriebsergebnissteigerung
- Fokus auf Telefonmarketing: Einführung Telemarketing-Tool für alle Edelstahlgesellschaften
- coronabedingte Schwierigkeiten bei der Warenbeschaffung
- Service-Umsatz der Hydraulikgesellschaften erholte sich 2021 und kehrte zu zweistelligem Wachstum zurück
- Handel erzielte 2021 ebenfalls ein zweistelliges Wachstum trotz Problemen bei der Beschaffung und stark steigender Einkaufspreise
- HSR: Fokus auf digitale Dienstleistungen
- Erwerb CICMP in Österreich ergänzt Leistungsangebot um die Serienfertigung qualitativ hochwertiger Hydraulikschlauchleitungen
Finanzdienstleistungen
Sicherheit ist gerade im Finanzbereich ein wichtiges Schlagwort. Die Würth-Gruppe bietet durch ihre finanzielle Unabhängigkeit genau diese Sicherheit in allen Bereichen der Finanzdienstleitungen: bei Finanzierungen, Leasing, Altersvorsorge, Sach- und Personenversicherungen sowie Vermögensverwaltung.
- IBB Internationales Bankhaus Bodensee AG: erneut positive Entwicklung
- Innovation durch Technik: IBB erweitert digitale Dienstleistungen im Bereich Private Banking mithilfe eines Robo-Advisors.
- Leasingesellschaften verzeichnen zweistelliges Wachstum im Neuabschlussvolumen sowie beim Barwert
- neuer Geschäftsbereich Agrar Lease startete erfolgreich
- Waldenburger Versicherung: kurze Reaktionszeiten durch direkten Kontakt der Kunden zu Entscheidungsträgern
- positives Wachstum abgeschwächt durch verschiedene Unwetterkatastrophen und damit verbundene massive Schadenaufwendungen
- weitere Investitionen in Digitalisierung, Vertrieb und Personal stellen Zukunftsfähigkeit sicher
- erfolgreich durch die Corona-Krise: Würth Financial Services mit neuem Umsatzrekord
- Betriebsergebnis mit deutlichem Plus
- Cashflow schwächer aufgrund von Lagerbestandsaufbau im zweiten Halbjahr
- Eigenkapitalquote verbessert sich auf 45,2 Prozent
Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte die Würth-Gruppe ihr Betriebsergebnis deutlich auf erstmals über 1 Milliarde Euro steigern. Mit 1.270 Millionen Euro liegt es um 63,9 Prozent über dem Vorjahr (2020: 775 Millionen Euro). Wenngleich der Umsatz um 18,4 Prozent ebenfalls stark anstieg, verbesserte sich die Rendite auf 7,4 Prozent (2020: 5,4 Prozent). Das Betriebsergebnis errechnen wir als das Ergebnis vor Ertragsteuern, Abschreibungen auf Firmenwerte, Marken und Finanzanlagen, ergebniswirksamer Vereinnahmung negativer Unterschiedsbeträge, ergebniswirksamer Anpassung von Kaufpreisverbindlichkeiten aus Akquisitionen sowie ergebniswirksamen Veränderungen der als Fremdkapital ausgewiesenen Minderheitsanteile.
Für das herausragende Betriebsergebnis sorgte neben dem deutlichen Umsatzanstieg auch die positive Produktivitätsentwicklung. Auch sind 2021 coronabedingt Kosten für Reisen, Messen und Konferenzen nur in untergeordnetem Umfang angefallen. Die konzerneigenen Produktionsbetriebe in Deutschland und Europa gewährleisten eine gewisse Unabhängigkeit von globalen Lieferketten. Trotzdem machten sich die weltweiten Lieferengpässe auch bei Würth in einzelnen Bereichen bemerkbar. So hatte der Chipmangel Auswirkungen auf die Unternehmen im Konzern, die von der Automobilindustrie abhängen. Diese Entwicklung verhinderte eine noch deutlichere Ergebnissteigerung bei Gesellschaften des Werkzeughandels, der Würth Elektronik Gruppe sowie bei einzelnen Produktionsunternehmen.
In Deutschland wurde im Geschäftsjahr ein Betriebsergebnis in Höhe von 639 Millionen Euro erwirtschaftet (2020: 376 Millionen Euro). Das entspricht einer Steigerung von 69,9 Prozent. Die sehr gute Ergebnisentwicklung zeigt sich in allen Geschäftsbereichen. Der Anteil der deutschen Gesellschaften am Gesamtergebnis des Konzerns stieg damit auf 50,3 Prozent, die Umsatzrendite beträgt 9,2 Prozent (2020: 6,2 Prozent). Mit einem Betriebsergebnis von erstmals über 250 Millionen Euro leistete die Adolf Würth GmbH & Co. KG den mit Abstand größten Ergebnisbeitrag. Weitere Leistungsträger in Deutschland sind z. B. die Gesellschaften Würth Elektronik eiSos, Würth Industrie Service, Fega & Schmitt Elektrogroßhandel, Uni Elektro Fachgroßhandel und Reca Norm.
Die Gesellschaften außerhalb Deutschlands steigerten ihr Betriebsergebnis um 58,1 Prozent auf 631 Millionen Euro (2020: 399 Millionen Euro). Auch hier steht der Ergebniszuwachs auf einer breiten Basis. Etablierte Gesellschaften der Würth-Linie, des Elektrogroßhandels, der Elektronik sowie die Edelstahlhändler zeigten beispielsweise, dass auch im zweiten Jahr der Pandemie die ergriffenen Maßnahmen zur Bewältigung der neuen Herausforderungen und die grundsätzlichen Strategien gegriffen haben. Regional betrachtet entwickelte sich das Betriebsergebnis in Nordamerika nicht zufriedenstellend. Vor allem die Beschaffungs- und Transportsituation bei den Industriegesellschaften in den USA führten zu einer Ergebnisbelastung. Darüber hinaus wirkten sich Kosten in Verbindung mit der Zusammenlegung von Lagerstandorten negativ aus. Waren die vergangenen Jahre in Großbritannien durch Unsicherheiten rund um das Thema Brexit belastet, so zeigte das Jahr 2021 eine positive Entwicklung beim Betriebsergebnis.
Die Materialaufwandsquote liegt mit 51,4 Prozent über dem Vorjahresniveau (2020: 50,4 Prozent). Materialknappheit und Lieferengpässe waren die wesentlichen Ursachen für diese Erhöhung. Die sonstigen betrieblichen Erträge liegen mit 96 Millionen Euro nur unwesentlich unter dem Vorjahresniveau (2020: 110 Millionen Euro).
Ende Dezember 2021 beschäftigte die Würth-Gruppe 83.183 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das entspricht einem Zuwachs von 4.044 Beschäftigten und ist das Ergebnis der bewussten Entscheidung, keine strukturellen Personalanpassungen im Laufe der Corona-Pandemie vorzunehmen. Der Kontakt von Mensch zu Mensch ist eine Stärke unseres Vertriebs, auch und gerade in diesen Zeiten. Der Außendienst arbeitet eng mit unserem unterstützenden Innendienst zusammen. In beiden Bereichen wurden Mitarbeitende eingestellt. Den Schwerpunkt bildete mit + 8,0 Prozent der Innendienst und hier der Bereich Niederlassungen, gefolgt von den Kolleginnen und Kollegen der Logistik. Die Personalaufwandsquote lag mit 25,6 Prozent unter dem Vorjahr (2020: 26,7 Prozent), die verbesserte Produktivität ist ein Grund dafür.
Die Abschreibungen liegen mit 776 Millionen Euro auf Vorjahresniveau (2020: 779 Millionen Euro). Dies führte zu einer Reduzierung der Quote auf 4,5 Prozent (2020: 5,4 Prozent). In den Abschreibungen enthalten sind Wertminderungsaufwendungen für immaterielle Vermögenswerte einschließlich Geschäfts- oder Firmenwerte, Sachanlagen und Nutzungsrechte an Vermögenswerten in Höhe von 68,8 Millionen Euro (2020: 84,3 Millionen Euro), im Wesentlichen angefallen im Bereich der US-Industriegesellschaften sowie im Geschäftsbereich Produktion. Die planmäßigen Abschreibungen erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent.
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 12,6 Prozent. Die Quote liegt mit 11,8 Prozent unter dem Vorjahr (2020: 12,4 Prozent). Neben Skaleneffekten im Zusammenhang mit dem Umsatzwachstum sind coronabedingt auch im Jahr 2021 Kosten für Konferenzen und Reisen nicht im üblichen Maße angefallen. Die weltweite Mobilität war immer noch eingeschränkt.
Die Steuerquote erhöhte sich im Geschäftsjahr 2021 auf 22,4 Prozent (2020: 19,9 Prozent). Ein wesentlicher Grund dafür ist eine einmalige periodenfremde Steuererstattung in Deutschland im Geschäftsjahr 2020. In beiden Geschäftsjahren wurden steuerliche Verluste des laufenden Geschäftsjahrs, die in künftigen Geschäftsjahren nicht mit hinreichender Sicherheit genutzt werden können, nicht angesetzt. Zur detaillierten Analyse verweisen wir auf [10] „Ertragsteuern“ im Abschnitt G. Erläuterungen zur Konzern-Gewinn-und-Verlust-Rechnung im Konzern-Anhang.
Mit einem Umsatz von über 17 Milliarden Euro und einem Betriebsergebnis, das erstmals über 1 Milliarde Euro liegt, erreicht die Würth-Gruppe im Jahr 2021 neue Rekordmarken. Das Coronavirus ist nach wie vor allgegenwärtig. Der Konzern hat auch im zweiten Jahr der Pandemie seine Leistungsfähigkeit deutlich unter Beweis gestellt mit der Risikostreuung durch die internationale Aufstellung, der Diversifikation über verschiedene Geschäftsfelder sowie der Multi-Kanal-Strategie. Durch die breite Aufstellung der Würth-Gruppe, die sich als verhältnismäßig krisenresistent erwiesen hat, können wirtschaftliche Schwankungen in einzelnen Teilmärkten ausgeglichen werden. Auch die Systemrelevanz unseres Geschäftsfelds kam uns zugute.
Der Jahresüberschuss erhöhte sich deutlich auf 965 Millionen Euro. Die Kennzahl Rohertrag, die wir als Umsatz minus Wareneinsatz errechnen, stand aufgrund der Entwicklung auf den weltweiten Beschaffungsmärkten unter Druck. Die Kennzahl Fluktuation verschlechterte sich im Vergleich zum Vorjahr leicht, was angesichts der besseren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in unseren wesentlichen Kernmärkten zu erwarten war. Im langfristigen Vergleich über die letzten 20 Jahre befindet sich die Fluktuation auf einem akzeptablen, niedrigen Niveau, vor allem im Außendienst. Sehr positiv entwickelte sich die Produktivität. Insgesamt ist die Konzernführung zufrieden mit der Entwicklung im vergangenen Geschäftsjahr 2021. Die gesetzten Ziele für Umsatz und Betriebsergebnis wurden mehr als erfüllt.
Investitionen und Cashflow
Das Jahr 2021 war in vielerlei Hinsicht außerordentlich. In vielen Bereichen wurden Rekordwerte erzielt. Ein Umsatzwachstum in dieser Größenordnung gab es zuletzt im Jahr 2000. Damals war der Millennium-Bug in aller Munde und im Vorfeld des Jahrtausendwechsels 1999 / 2000 wurden Katastrophenszenarien vorhergesagt, die glücklicherweise nie eintraten. Im Jahr 2021 beherrschte das Coronavirus weite Teile des Lebens. Deshalb ließen wir – trotz der vielen erzielten Bestmarken – im Bereich Investitionen kaufmännische Vorsicht walten. Die Investitionen lagen mit 553 Millionen Euro ohne Nutzungsrechte nach IFRS 16 mit + 16,9 Prozent über dem Vorjahresniveau (2020: 473 Millionen Euro). Grundsätzlich gilt, dass Wachstum untrennbar zum Selbstverständnis der Würth-Gruppe gehört. Wachstum durch das Erschließen neuer Märkte und Wachstum in bestehenden Märkten setzen optimale Rahmenbedingungen voraus. Die Würth-Gruppe schafft diese unter anderem durch nachhaltige Investitionen. In den vergangenen zehn Jahren hat der Konzern über 5,0 Milliarden Euro in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen investiert. Insgesamt lag der Schwerpunkt 2021 auf dem Ausbau von IT-Infrastruktur und Lagerkapazitäten für unsere Vertriebsgesellschaften sowie auf den Bereichen Produktionsgebäude, technische Anlagen und Maschinen für unsere Produktionsgesellschaften.
Ein Beispiel für Letzteres ist die SWG Schraubenwerk Gaisbach GmbH, der Hauptlieferant von Holzbauschrauben für Würth. Die SWG hat 2020 ihren größten Galvanikdienstleister mit Sitz in Ellwangen übernommen. Dieser Galvanikbetrieb ist ausgerichtet auf die Oberflächenbeschichtung von Schrauben im Längenbereich 200–800 mm für den Wachstumsmarkt „konstruktiver Holzbau“. Dieses Segment spielt bei unserer Fokussierung auf das Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Mit der bisher vorhandenen Kapazität im Bereich Oberflächenbeschichtung konnten lediglich 50 Prozent des Bedarfes abgedeckt werden und externe Ressourcen stehen in diesem Segment nur sehr begrenzt zur Verfügung. Im Zuge der erfolgreichen Eingliederung des übernommenen Galvanikbetriebs wurde ein Zukunftskonzept erarbeitet. Ziel ist es, die Galvanik-Kapazität innerhalb der kommenden zwei Jahre zu verdoppeln. Die Planung der baulichen Erweiterung für die innovative und nachhaltige Holzbauweise erfolgt durch die SWG-eigene Engineering-Abteilung. Das Investitionsvolumen wird auf ca. 17 Millionen Euro prognostiziert.
Mit einem Umsatz von 467 Millionen Euro inklusive konzerninterner Umsätze im Geschäftsjahr 2021, mit 1.829 Mitarbeitenden an 19 Standorten und mehr als 200 Vertriebspartnern in 60 Ländern gehört GRASS zu den weltweit führenden Spezialisten für Bewegungs-Systeme. GRASS Führungs- und Auszugs-Systeme, Scharnier-, Klappen- und Eckschrank-Systeme sind Markenprodukte, die die Möbel renommierter Möbelmarken bewegen. Richtungsweisende Produktentwicklungen gehören zum Selbstverständnis von GRASS. Im vergangenen Geschäftsjahr investierte das Unternehmen deshalb weiter in die Produktfamilie „Unterflursysteme“, die sowohl Führungen als auch Schubkästen enthält, in einer Größenordnung von rund 11 Millionen Euro. Vor allem extrem schmale Zargen sind infolge der Investitionen realisierbar. GRASS folgt damit dem Trend zu minimalistischen Formen und edlen Materialien bis ins Innere der Möbel.
Neben den Unternehmen der Allied Companies investierten auch die Gesellschaften der Würth-Linie kräftig in den Ausbau der Vertriebsaktivitäten.
Das umfassendste Investitionspaket in ihrer Firmengeschichte tätigte die Würth Industrie Service GmbH & Co. KG an ihrem zentralen Standort für die europäische Industriebelieferung in Bad Mergentheim. Mit über 1.700 Mitarbeitenden ist das Unternehmen auf den C-Teile-Bedarf von produzierenden Industriekunden spezialisiert und kümmert sich um die gesamtheitliche Betreuung von insgesamt über 20.000 Kunden. Als Systemlieferant bietet die Würth Industrie Service ihren Kunden individuell zugeschnittene Beschaffungs- und Dienstleistungskonzepte. Die Planungen für die Weiterentwicklung des Standorts, mit klarer Fokussierung auf die Integration hochverfügbarer automatisierter und digitalisierter Systeme, begannen bereits im Jahr 2017 und konnten 2021 mit der operativen Inbetriebnahme und einem Gesamtinvestitionsvolumen von 165 Millionen Euro finalisiert werden. Neben einem neuen Shuttlelager mit 195.000 Behälterlagerplätzen wurde der bestehende Logistikkomplex um 10.000 Quadratmeter Logistikfläche auf insgesamt vier Ebenen erweitert. Untergebracht sind dort im ersten Schritt zehn multifunktionale Ware-zu-Person-Arbeitsplätze, sechs Roboter für die Kommissionierung und Palettierung und eine Handlingsfläche für die anlagengebundene Warenannahme und den Versand.
Das erfolgreiche Wachstum der Würth-Gesellschaft in Kroatien machte den Bau eines eigenen Verwaltungs- sowie Lagergebäudes notwendig. In Veliko Trgovišće, einem Vorort von Zagreb, entstehen seit August 2020 neue Räumlichkeiten, die im ersten Quartal 2022 bezogen werden. Durch das neue Logistikgebäude mit einer Fläche von 6.500 Quadratmetern werden mehrere Lagerstandorte zentral zusammengefasst, was die Komplexität der logistischen Prozesse deutlich vereinfacht und den Kundenservice verbessert. Das neue Bürogebäude mit einer Fläche von ca. 5.000 Quadratmetern bietet den Mitarbeitenden moderne Arbeitsplätze mit viel Tageslicht, einem eigenen Betriebsrestaurant sowie Räumlichkeiten, die das kreative und kollaborative Arbeiten mit entsprechender Ausstattung optimal unterstützen. Das Investitionsvolumen in die neuen Gebäude wird sich auf rund 15 Millionen Euro belaufen.
Zusätzlich zu den Investitionen in Produktions- und Lagerflächen haben wir, wie bereits in den vergangenen Jahren, in unser Lagermanagementsystem ORSY® investiert, das unseren Kundinnen und Kunden eine bedarfsgerechte Lagerung und Bereitstellung verschiedener Ge- und Verbrauchsartikel bietet.
Von den Gesamtinvestitionen entfielen 45,8 Prozent auf Deutschland (253 Millionen Euro). Das ist Ausdruck für die nach wie vor sehr große Bedeutung, die der Heimatmarkt für die Würth-Gruppe hat.
Das in den vergangenen Jahren weiter verfeinerte Investitionscontrolling mit ausgefeilten Erfassungs- und detaillierten Auswertungsmöglichkeiten versetzt die Konzernführung zu jeder Zeit des Jahres in die Lage, sehr kurzfristig auf sich abzeichnende Veränderungen zu reagieren und sich an neue Rahmenbedingungen anzupassen. Die im Zuge der Coronakrise 2020 beschlossene Regelung, die Freigabe für Investitionsbeträge zu beschränken, wurde im Laufe des Jahres 2021 wieder zurückgenommen, nachdem sich abzeichnete, dass die Stabilität und Liquidität der Würth-Gruppe ausreichend gesichert waren. Auch 2021 ist die Würth-Gruppe ihrem Ansatz treu geblieben, Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen vollständig aus dem operativen Cashflow zu finanzieren. Dieser lag bei 1.034 Millionen Euro (2020: 1.600 Millionen Euro). Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um 35,4 Prozent, der trotz des gestiegenen Ergebnisses im Wesentlichen auf die Zunahme der Lagerbestände im zweiten Halbjahr 2021 zurückzuführen ist. Dies wiederum ist Ausdruck einer vorsichtigen Bestandsbewirtschaftung: Die angespannte Situation bei der Kapazität von Seefrachtcontainern führte zu erhöhten Sicherheitsbeständen, um lieferfähig zu bleiben. Auch die Erhöhung der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen trug zu dem Rückgang bei.
Einkauf
Die anhaltenden Rohstoffengpässe 2021 bremsten die weltweite Produktion. Dies zeigten auch die Einkaufsmanager-Indizes für Europa und Deutschland. Per Ende Dezember 2021 wiesen die Indizes 58,0 Punkte für die Eurozone sowie 57,4 Punkte für Deutschland auf. Damit rutschte der Einkaufsmanager-Index Deutschland im Dezember 2021 innerhalb von fünf Monaten und in Europa sogar den sechsten Monat in Folge merklich ab. Diese Werte lagen in Deutschland mehr als 8 Punkte unter dem Wert von Juli 2021 (65,9) sowie in der Eurozone mehr als 5 Punkte unter dem Wert von Juni 2021 (63,4). Gleichwohl befanden sich die Einkaufsmanager-Indizes weiterhin über der 50-Punkte-Marke. Damit gehen führende Einkäufer der europäischen Wirtschaftszone von einer positiven Marktentwicklung aus. In China stieg der Wert im Dezember 2021 auf 50,9 Punkte. In den USA kletterte er von Juli bis November 2021 im Gegensatz zu Europa und Deutschland auf 61,1 Punkte. Im Dezember 2021 sank er aber auch hier auf 58,7 Punkte und damit auf den geringsten Wert dieser Wirtschaftszone im Jahr 2021.
Für die Einkäufer der Würth-Gruppe war das Jahr 2021 sehr herausfordernd. Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Lockdowns in vielen Ländern waren dafür verantwortlich, dass viele Zulieferer von Würth zum Teil ihre Produktion einstellen mussten und es somit zu massiven Lieferverzögerungen, Kapazitätsengpässen in der Produktion und in Folge zu erheblichen Preiserhöhungen und Verfügbarkeitsproblemen von Endprodukten kam. Zudem entwickelte China ehrgeizige Ziele hinsichtlich der CO2-Reduktion. Im September 2021 gab zum Beispiel die Entwicklungs- und Reformkommission des chinesischen Bezirks Yulin in der Provinz Shaanxi bekannt, der Energieverbrauch müsse reduziert werden. Mit den Folgen dieser Maßnahme haben insbesondere Magnesiumhersteller sowie Lieferanten aus dem chemisch-technischen Bereich zu kämpfen. Diese mussten ihre Produktion drastisch reduzieren oder sogar ganz einstellen. Folglich stiegen nicht nur die Preise in diesen Produktbereichen, sondern es werden auch massive Versorgungsengpässe für diese Produkte erwartet.
Weiterhin wiesen nahezu alle Rohstoff-Indizes exorbitant hohe Notierungen auf. Infolgedessen begegnen der Würth-Gruppe in vielen Produktgruppen noch immer deutlich erhöhte Einkaufspreise und viele Gesellschaften sind von massiven Lieferschwierigkeiten betroffen. Der Zentraleinkauf steht täglich mit dem Preismanagement in Kontakt, um diese Preiserhöhungen in den Verkaufspreisen abbilden zu können. Die aktuell größten Herausforderungen sind neben den steigenden Kosten, insbesondere im Rohstoffbereich, die gestörten Lieferketten, die zu Frachtengpässen und Lieferantenausfällen führen.
Auch der Euro-Dollar-Kurs wurde 2021 stark von der Pandemie beeinflusst. Notierte der Dollar zu Jahresbeginn 2021 noch bei 1,226 USD pro EUR, hatten die Gesellschaften der Würth-Gruppe zum Jahresende bei ihren Importen mit einem Kursverfall auf 1,132 USD pro EUR zu kämpfen.
Die chaotischen Zustände am globalen Beschaffungsmarkt halten weiter an. Beispielsweise zeigt der Marktausblick im Bereich der Seefracht, dass weitere Hafen- oder Terminalschließungen und Quarantäneerschwernisse sehr wahrscheinlich sind. Diese werden zusätzliche Verzögerungen verursachen und sich negativ auf den Frachtmarkt auswirken. Eine weitere Herausforderung für 2022 sind die massiven Preiserhöhungen aus dem gesamten Jahr 2021 sowie weitere Forderungen nach Preiserhöhungen seitens der Vorlieferanten der Würth-Gruppe, die den Rohertrag erheblich unter Druck setzen werden.
Vorräte und Forderungen
Vorräte und Forderungen sind für die Würth-Gruppe als international tätigen Konzern wesentliche Bilanzpositionen, deren Management und Optimierung permanent im Fokus der Unternehmensleitung stehen. Die zunehmenden Schwierigkeiten in der Warenbeschaffung spielten beim Vorratsmanagement im vergangenen Geschäftsjahr eine wesentliche Rolle. Zum einen beeinflussten die stark angestiegenen Frachtpreise den Beschaffungsprozess und zum anderen hatten wir in verschiedenen Bereichen, wie z. B. bei Silikonen und Solarunterkonstruktionen, mit Lieferengpässen in der Warenversorgung zu kämpfen. Bereits Anfang 2021 war abzusehen, dass die Lieferfähigkeit ein entscheidender Erfolgsfaktor sein wird. Um eine durchgängige Belieferung unserer Kunden zu gewährleisten, haben wir die Lagerbestände durch Sicherungskäufe bewusst erhöht. Trotz enormer Anstrengungen reduzierte sich der Servicegrad im Jahresverlauf etwas und lag im Dezember 2021 bei 94,2 Prozent, das heißt, von 100 bestellten Positionen wurden 94 am nächsten Tag beim Kunden angeliefert. Unabhängig von dieser Entwicklung war die Intensivierung des Lagerbestandscontrollings ein wichtiger Schwerpunkt im Jahr 2021 und es wurden Sortimentshygiene-Projekte des Zentraleinkaufs der Würth-Linie in Zusammenarbeit mit dem Produktmanagement durchgeführt. Permanentes Ziel ist es, Produkte mit sehr geringen Zugriffszahlen zu eliminieren.
Im Nachhinein zeigte sich, dass die Erhöhung der Vorräte genau die richtige Vorsichtsmaßnahme war, denn neben dem Vertrieb ist die Logistik das Herzstück der Würth-Gruppe. Das überdurchschnittliche Umsatzwachstum von 18,4 Prozent konnte nur durch den gezielten Aufbau der Lagerbestände realisiert werden. Insgesamt stiegen die Vorratswerte der Würth-Gruppe auf 3.064 Millionen Euro (2020: 2.222 Millionen Euro) und liegen damit um 37,9 Prozent über dem Vorjahr. Der auf Basis von 12 Monaten berechnete Lagerumschlag erhöhte sich dennoch von 4,6-mal Ende 2020 auf 4,9-mal Ende 2021.
Lockdowns, Grenzschließungen, die Blockade am Suezkanal und damit verbunden das Abbrechen von Lieferketten und der Stillstand ganzer Produktionswerke spielten im Geschäftsjahr 2021 eine Rolle, damit ging auch die Befürchtung zunehmender Unternehmensinsolvenzen einher. Massive Forderungsausfälle bzw. zumindest verspätete Zahlungseingänge waren zu erwarten und unser Fokus lag auf einer genauen Beobachtung der Forderungsentwicklung. Auch in dieser Situation konnte sich die Würth-Gruppe auf ihre seit Langem bestehenden ausgefeilten Controllingsysteme verlassen, die eine schnelle Reaktion auf sich andeutende Fehlentwicklungen ermöglichen. Durch ein äußerst effizientes Zusammenspiel von Vertrieb und Forderungsmanagement gelang es dem Konzern, den Anstieg der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen um 22,4 Prozent auf 2.376 Millionen Euro im Rahmen zu halten (2020: 1.942 Millionen Euro). Vor allem die sehr gute Umsatzentwicklung im vierten Quartal führte zu diesem Anstieg. Das Niveau der Forderungsbestände im Verhältnis zum Umsatz entwickelte sich jedoch positiv. Die Kennzahl Debitorentage (auf Basis einer 12-Monats-Berechnung) unterschritt mit 52,5 Tagen den Wert aus dem Jahr 2020 (53,0 Tage). Vor allem in Deutschland wurde mit 40,2 Tagen ein sehr gutes Ergebnis erzielt (2020: 40,0 Tage).
Wir werden auch weiterhin durch eine leistungsstarke Zusammenarbeit zwischen Vertrieb und Debitorenmanagement und mittels verfeinerter Analysen an der Optimierung der Forderungsbestände arbeiten. Kritisch sehen wir das Zahlungsverhalten in Südeuropa, China, im Mittleren Osten und in Indien, das sich wachstumshemmend auswirkt.
Der Prozentsatz der Forderungsausfälle und der Aufwendungen aus der Zuführung zu Wertberichtigungen bezogen auf die Umsatzerlöse reduzierte sich leicht auf 0,4 Prozent (2020: 0,6 Prozent).
Finanzierung
Das Eigenkapital der Würth-Gruppe hat sich im vergangenen Jahr auf 6.824 Millionen Euro erhöht (2020: 5.920 Millionen Euro). Das entspricht einem Zuwachs von 15,3 Prozent. Mit diesem Plus von 904 Millionen Euro konnte die Eigenkapitalquote auf 45,2 Prozent gesteigert werden (2020: 43,8 Prozent) und liegt auf einem für ein Handelsunternehmen sehr guten Niveau. Die gute Eigenkapitalausstattung ist seit Jahren die Basis einer konstant hohen finanziellen Stabilität sowie der soliden Finanzierung der Unternehmensgruppe und stärkt das Vertrauen der Kunden und Lieferanten in den Konzern. Ursache dafür ist die für einen Familienkonzern typische Verhaltensweise, Gewinne weitgehend in das Unternehmen zu reinvestieren. Die hohe Eigenmittel-Finanzierung stellt die weitgehende Unabhängigkeit von externen Kapitalgebern sicher, das ist gerade in Krisenzeiten unverzichtbar.
Die Bilanzsumme erhöhte sich um 1.636 Millionen Euro auf 15.114 Millionen Euro (2020: 13.478 Millionen Euro). Der Anstieg um 12,1 Prozent ist im Wesentlichen durch die Erhöhung der Vorräte und Forderungen bedingt. Die Finanzdienstleistungsaktivitäten trugen ebenfalls zum Bilanzsummenwachstum bei. Die Refinanzierung im Bankgeschäft erfolgte vorwiegend über Kundengelder und Kapitalsammelstellen sowie ergänzend über die Europäische Zentralbank, im Bereich Leasing hauptsächlich durch das eigens dafür aufgelegte ABCP-Programm („Asset Backed Commercial Paper“-Programm), ein KfW-Globaldarlehensprogramm sowie durch Forfaitierungen und interne Mittel.
Seit über 25 Jahren unterzieht sich die Würth-Gruppe einem jährlichen Ratingprozess. Standard & Poor’s als führende Rating-Agentur bestätigte im Juni 2021 erneut das Rating der Würth-Gruppe mit A /outlook stable. Die Bewertung spiegelt das Vertrauen in die künftige erfolgreiche Entwicklung des Geschäftsverlaufs und der Finanzkennzahlen auch unter Pandemie-Bedingungen wider. Die Perspektiven der Würth-Gruppe werden positiv eingeschätzt. Das seit Jahren gute Rating ist nicht nur Ausdruck einer positiven Bonitätseinstufung, sondern auch Zeichen einer kontinuierlichen und erfolgreichen Entwicklung der Unternehmensgruppe und der Stabilität unseres Geschäftsmodells.
Zum Ende des Geschäftsjahrs 2021 verfügte die Würth-Gruppe über drei am Kapitalmarkt emittierte Anleihen. Das mit 4,48 Prozent verzinste US Private Placement über 200 Millionen USD wurde am 22. September 2021 und die im Mai 2022 fällige 1%-Anleihe wurde am 21. Februar 2022 vorzeitig aus eigenen Mitteln zurückbezahlt. Im Jahr 2025 und 2027 werden weitere Anleihen in Höhe von 500 bzw. 750 Millionen Euro fällig. Die Fälligkeiten sind demzufolge gut verteilt. Für weitere Angaben verweisen wir auf die Ausführungen im Konzern-Anhang [27] „Finanzschulden“ im Abschnitt H. Erläuterungen zur Konzern-Bilanz.
Die Würth-Gruppe verfügt über ausreichende Liquiditätsreserven. Zum 31. Dezember 2021 beliefen sich die liquiden Mittel auf 1.217 Millionen Euro (2020: 1.386 Millionen Euro). Die Nettoverschuldung reduzierte sich auf 567 Millionen Euro nach 601 Millionen Euro im Jahr 2020. Zusätzlich besteht eine ungenutzte, von einem Bankenkonsortium bis Juli 2023 fest zugesagte Kreditlinie in Höhe von 400 Millionen Euro. Die finanzielle Ausstattung und die damit verbundene Handlungsfähigkeit der Würth-Gruppe bleiben somit uneingeschränkt hoch.
Zu den Erfolgsfaktoren der weltweit tätigen Würth-Gruppe zählen einerseits ein erfolgreicher Vertrieb und eine hochmoderne Logistik. Andererseits stehen Produktinnovationen und darauf abgestimmte Services für die Wettbewerbskraft des Unternehmens. Im Geschäftsjahr 2021 konnte beispielsweise die Adolf Würth GmbH & Co. KG mehr als ein Fünftel ihres Umsatzes mit Produkten erwirtschaften, die nicht älter als drei Jahre sind.
Seit mehr als 30 Jahren investiert Würth in den Bereich Forschung und Entwicklung mit dem Ziel, seine Kompetenz als führender Hersteller von Befestigungstechnik für die professionelle Anwendung weiter auszubauen. Innovationen entstehen bei Würth aus den täglichen Herausforderungen unserer Kunden. Dabei geht es nicht nur um die Bereitstellung einzelner Produkte, sondern um einen umfassenden Service und Systeme mit Mehrwert. Würth versteht sich als Berater und Problemlöser, damit sich unsere Kunden ganz auf ihre Arbeit konzentrieren können.
Hierfür bringt Würth Mitarbeitende aus Produktentwicklung und Wissenschaft sowie Anwender aus Industrie und Handwerk im neuen Innovationszentrum auf dem Campus Gaisbach zusammen. Auf einer Gesamtfläche von 15.000 Quadratmetern werden ab dem dritten Quartal 2022 rund 250 Mitarbeitende aus den Bereichen Produktentwicklung und Materialprüfung der Adolf Würth GmbH & Co. KG und aus den Konzern-Tochtergesellschaften, die im produzierenden Bereich tätig sind, sowie externe Forscher an Produkt- und Systemneuheiten arbeiten. Durch die Kooperationen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Karlsruher Instituts für Technologie KIT sowie der Universität Stuttgart und der Reinhold-Würth-Hochschule Heilbronn am Campus Künzelsau entsteht ein Cluster aus Spezialwissen und Anwendungsexpertise.
Würth hat den Anspruch, Innovationszyklen zu verkürzen und wettbewerbsstarke Systeme mit Mehrwert auf dem Markt zu etablieren. Der Fokus der Forschungs- und Entwicklungsarbeit liegt auf den Kompetenzfeldern von Würth: Verbindungstechnik, Schrauben, Dübel, Chemie, Maschinen und Systeme.
Dafür setzen die F&E-Mitarbeitenden heute schon auf moderne Technik und ein eigenes zertifiziertes Befestigungstechniklabor. In Klimakammern werden die relevanten Umweltbelange gegengeprüft. Dank zusätzlicher Großklimakammern im neuen Innovationszentrum lassen sich Elemente in relevanten Bauteilen künftig noch schneller testen als heute.
Mit dem Innovationszentrum wird zusätzlich das IoT-Labor für digital vernetzte Produkte vergrößert. Auch das bereits heute vorhandene PowerTools-Labor wird vergrößert. PowerTools, die auf die Würth Werkzeuge und die Anwendungen unserer Kunden abgestimmt sind, ermöglichen eine Produktivitätssteigerung.
Innovationen nehmen konzernweit einen hohen Stellenwert ein. Derzeit besitzt die Unternehmensgruppe 976 aktive Patente, drei Gebrauchsmuster sowie 1.161 eingetragene Designs und 8.009 aktive Marken. Nachfolgend zwei zukunftsweisende Produkte, die exemplarisch für die Vielzahl an Innovationen der Würth-Gruppe stehen:
Würth-Linie: Adolf Würth GmbH & Co. KG
M-CUBE® Akku-Maschinen ermöglichen maximale Leistung und Freiheit bei der Arbeit
Seit 2018 entwickelt Würth die eigene M-CUBE® Akku-Plattform. In die Entwicklungen fließen auch die Erfahrungen der Kunden ein. Würth M-CUBE® Akku-Maschinen bieten jegliche Freiheit bei der Arbeit und funktionieren mit einem einheitlichen Akku und Ladegerät.
Die Akkupacks sind in den Spannungsklassen 12 Volt und 18 Volt erhältlich. Die Außengummierung des Akkupacks garantiert einen sicheren und festen Stand sowie Stoßfestigkeit für den professionellen Einsatz. Ein spezielles Batteriemanagement sorgt für maximale Leistung und eine lange Lebensdauer. Ein integrierter Zellrahmen umschließt die Zellen und schützt den Akku vor Überhitzung und Erschütterungen. Eine LED-Ladestandsanzeige gibt den verbleibenden Akkustand an.
Würth baut die Forschung und Entwicklung in den nächsten Jahren aus, um neben den Maschinen auch in den Bereichen Akku- und Ladetechnologien sowie IoT wettbewerbsstark zu sein. Ziel ist, alle relevanten Anwendungen und Anforderungen der Kunden mit der Würth eigenen Akku-Plattform M-CUBE® abzudecken und eine umfassende Plattformlösung mit umfangreichen Servicepaketen zu bieten.
Allied Companies: Würth Elektronik CBT
Quanten-Magnetometer für mehr Präzisionstechnik
Was für Zugvögel ein Leichtes ist, gilt als entscheidende Fähigkeit für die Industrie der Zukunft: Die Tiere navigieren auf ihren Flugrouten mithilfe ihres Magnetsinns in äußerster Präzision. Wie die Forschung vermutet, beruht ihr innerer Kompass auf subtilen Quanteneffekten im Auge, auf einem winzigen Molekül auf der Netzhaut.
Die Magnetfeldmessung der Zukunft gehört aktuell zu den Forschungsthemen der Würth Elektronik – als Entwicklungspartner des Verbund-Projekts „Quamapolis“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Projektkoordinator ist die Robert Bosch GmbH. Zu den Teilnehmern zählen auch die Q.ant GmbH sowie die Universitäten Stuttgart und Ulm.
Im Mittelpunkt steht eine quantenbasierte Messtechnik, die klassische Sensoren übertreffen soll. Innerhalb der Elektronik-Industrie bieten sich durch Lokalisierungen mit solcher Genauigkeit neue Möglichkeiten, etwa bei der Positions- und Lagebestimmung für intelligente Systeme, für die weitere Automatisierung von Abläufen im Kontext von Industrie 4.0, für Smart Home sowie Robotik-Anwendungen im Bereich Healthcare und Smart Agriculture. Im privaten Umfeld gehören hierzu beispielsweise die Einparkhilfe bei Autos oder in Mährobotern.
Das gemeinsame Projektziel von Wirtschaft und Wissenschaft ist, eine neuartige auf Quanteneffekten basierte Sensortechnik bis zur Fertigungsreife zu realisieren. Würth Elektronik CBT unterstützt bei der Integration der mikrooptischen Quantensensormodule in die Leiterplatte sowie bei der Erarbeitung und Bereitstellung von cleveren Konzepten, um die entstehende Wärme aus dem System abzuführen.
Die Würth-Gruppe ist als weltweit agierendes Unternehmen ständig Risiken ausgesetzt, realisiert aber auch konsequent sich ergebende Chancen. Chancen und Risiken können sowohl durch eigenes Handeln oder Unterlassen als auch durch externe Faktoren ausgelöst werden. Die Risiko- und Chancenpolitik der Würth-Gruppe orientiert sich am Erreichen der mittelfristigen finanziellen Ziele und an der nachhaltigen und langfristigen Sicherung des Wachstums des Konzerns. Um dies sicherzustellen, verfügt die Würth-Gruppe über ein System, das unternehmerische Chancen und Risiken identifiziert, einheitlich bewertet und erfasst, gegeneinander abwägt und kommuniziert. Die systematische und regelmäßige Auseinandersetzung mit Chancen und Risiken ist untrennbar mit unserem unternehmerischen Handeln verbunden.
Funktionsweise des Risikomanagementsystems
Die Würth-Gruppe verfügt über ein dreistufiges Risikomanagementsystem (RMS): das zyklische Überwachungssystem der Internen Revision, das Konzerncontrolling sowie das Frühwarnsystem. Die Gesamtverantwortung für den unternehmensweiten Risikomanagementprozess liegt bei der Konzernführung. Sie definiert die risikopolitischen Grundsätze und die Risikostrategie der Würth-Gruppe. Die Verantwortung für die Umsetzung eines funktionsfähigen und effizienten RMS in den Konzerngesellschaften liegt bei den jeweiligen Geschäftsleitungen. Diese werden hierbei durch den Risikomanager unterstützt, der direkt an die Konzernführung berichtet und den Risikomanagementprozess auf Konzernebene koordiniert. Der Risikomanager steht in ständigem Kontakt mit dem Risikocontroller des Beirats, der direkt der Vorsitzenden des Beirats unterstellt ist.
Funktionsweise des rechnungslegungsbasierten internen Kontrollsystems
Ziel des rechnungslegungsbasierten internen Kontrollsystems ist die Sicherstellung der vollständigen Erfassung und die korrekte Würdigung aller Geschäftsvorfälle im Hinblick auf die Rechnungslegungsvorschriften.
Ein wesentliches Element des internen Kontroll- und Risikomanagementsystems der Würth-Gruppe ist das Würth Informationssystem. Mithilfe dieses Reportings werden – aufbauend auf einer monatlich einheitlichen Meldung – alle zur Steuerung der Würth-Gruppe notwendigen Kennzahlen zeitnah dargestellt und stehen der Konzernführung und der Geschäftsbereichsleitung für weitere Analysen zur Verfügung.
Systemgestützte Kontrollmechanismen wie Validierungs- und Cross-Checks optimieren die Qualität der Informationen als Entscheidungsgrundlage. Eine konzernweit einheitliche Erfassung der Jahresabschlüsse der Konzernunternehmen vernetzt mit dem Monatsreporting dienen nicht nur der Effizienz, sondern vermeiden Übertragungsfehler, sichern die einheitliche Informationsbereitstellung und umfassen eine Vielzahl von Plausibilitätsprüfungen, ohne deren Bestehen die Informationen nicht weitergeleitet werden können. Das vereinheitlichte externe und interne Reporting trägt ferner dazu bei, dass Rechnungslegungsänderungen konzernweit einheitlich umgesetzt werden. Änderungen an den erfassten Daten werden durch Prüfziffernverfahren dokumentiert und durch die entsprechende Ausgestaltung von IT-Zugriffsrechten autorisiert. Zur Konsolidierung wird Standardsoftware verwendet. Änderungen an den Systemeinstellungen werden zentral protokolliert. Die Monats- und Jahresabschlüsse der Konzerngesellschaften unterliegen ebenso wie der Konzernabschluss regelmäßigen automatisierten Prüfmechanismen. Darüber hinaus beinhalten die Würth PAP-Regeln (Policy and Procedure Manual) interne Arbeitsanweisungen. Interne Publikationen und Schulungen vermitteln unter anderem detaillierte Vorschriften zur Rechnungslegung, deren Einhaltung die Interne Revision regelmäßig überprüft. Zur Klärung von rechtlichen und steuerlichen Fragen mit Rechnungslegungsauswirkung werden externe Spezialistinnen und Spezialisten hinzugezogen. Externe Aktuare berechnen Pensions- und ähnliche Verpflichtungen. Regelmäßige Finanzleiterschulungen, die im vergangenen Jahr online angeboten wurden, stellen darüber hinaus sicher, dass die am Rechnungslegungsprozess beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die neuesten für sie relevanten Gesetze und Kenntnisse verfügen.
Der Prozess der Chancen- und Risikosteuerung wird innerhalb der Würth-Gruppe kontinuierlich weiterentwickelt und an die Veränderungen im Konzern sowie an dessen wirtschaftliches und rechtliches Umfeld angepasst. Zudem erfolgte zu Beginn des Geschäftsjahrs 2021 auf Wunsch des Prüfungsausschusses des Beirats eine Analyse des Risikomanagementsystems durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Schwerpunkte hierbei waren die Ermittlung des Status quo, die Analyse des Reifegrads sowie ein Vergleich mit Drittunternehmen. Neben den Empfehlungen, die wir in enger Abstimmung zwischen Konzernführung und Prüfungsausschuss eruieren werden, bestätigen die Ergebnisse der Analyse grundsätzlich unsere bisherige Ausrichtung im Risikomanagement. Auch im Geschäftsjahr 2021 wurde das IT-gestützte Risikoreportingsystem in weiteren Konzerngesellschaften etabliert und die Geschäftsbereichsleitung sowie die Leiterinnen und Leiter der Stabsabteilungen wurden aktiv in den Risikomanagementprozess eingebunden.
Risiken
Die Konzernführung identifiziert, analysiert und bewertet jährlich in einem Workshop Risiken des Konzerns. In diesem Workshop werden Fokusrisiken festgelegt, die die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines einzelnen Unternehmens oder der gesamten Würth-Gruppe kurz-, mittel- oder langfristig gefährden können. Zusätzlich haben alle wesentlichen Konzerngesellschaften mit Unterstützung des Risikomanagers eine Risikoinventur durchgeführt und im Reportingsystem neben den Fokusrisiken weitere Risiken erfasst und bewertet. Die bestehenden Prozesse wurden 2021 weiterentwickelt, verbessert und den sich verändernden internen und externen Anforderungen angepasst.
Für wesentliche Risiken, die sich in einem ökonomisch sinnvollen Rahmen versichern lassen, sind Konzernversicherungen, soweit möglich für alle Konzerngesellschaften, abgeschlossen. Im Bereich Kreditversicherung wurden weitere lokale Versicherungsverträge einzelner Würth Gesellschaften in bestehende Rahmenverträge mit verschiedenen Kreditversicherern integriert. Dabei wurde der Versicherungsschutz erweitert und vereinheitlicht und es konnten Skaleneffekte erzielt werden. Die Kreditversicherungs-Rahmenverträge konnten 2021 vorzeitig bis 01.01.2025 verlängert und die Konditionen für drei weitere Jahre gesichert werden. Darüber hinaus werden Kundenforderungen durch ein umfassendes Debitorenmanagement auch auf Konzernebene überwacht. Erhöhte Ausfallrisiken bestehen geschäftsmodellimmanent bei einzelnen Finanzdienstleistern. Diesen Risiken begegnen wir durch eine strenge Bonitätsprüfung und eine dem Risiko entsprechende Versicherung unseres Engagements. Die Debitorentage haben sich 2021 im zweiten Jahr in Folge auf niedrigem Niveau weiter reduziert. Dies zeigt, dass unser Risiko in diesem Bereich derzeit relativ gering ist und die vorhandenen Prozesse und Systeme nachhaltig wirken. Weitere Risiken sehen wir in Deutschland durch das geltende Insolvenzanfechtungsrecht, das Insolvenzverwaltern umfangreiche Rückforderungsmöglichkeiten einräumt, wenn wir unsere Kunden zuvor bei Zahlungsmodalitäten unterstützt haben. Dieses Risiko hat sich kurzfristig durch die vorübergehende coronabedingte Aussetzung der Insolvenzantragspflicht reduziert, allerdings rechnen wir für 2022 wieder mit einer Zunahme der Unternehmensinsolvenzen und damit auch der Insolvenzanfechtungen. Gegen diese Rückforderungen besteht eine Versicherung, die alle deutschen Gesellschaften vor unkalkulierbaren Risiken aus diesem Bereich schützt. Das Management des gesamten Versicherungsumfangs erfolgt zentral.
Potenzielle Risiken, die eine negative Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben könnten, werden von der Konzernführung in den nachfolgend genannten Risikofeldern gesehen, die nach absteigender Relevanz sortiert sind:
Wirtschaftliches Umfeld
Durch unsere weltweiten Einkaufs- und Vertriebsaktivitäten haben wir eine hohe natürliche Risikostreuung und sind damit weniger abhängig von negativen Entwicklungen in einzelnen Ländern, auch wenn wir über 80 Prozent unseres Umsatzes in Europa tätigen. Zudem macht uns die Diversifikation in unseren Geschäftsbereichen unabhängig von bestimmten Branchen und Märkten, was sich insbesondere in den verschiedenen Phasen der Corona-Pandemie bestätigt hat. Durch den hohen Umsatzanteil in Europa beeinflussen uns Konjunkturschwankungen im Euro-Raum stark. Rund 25 Prozent der Waren bezieht die Würth-Gruppe aus Fernost. Die Lieferkettenprobleme in Verbindung mit massiv gestiegenen Containerfrachtraten haben sich auf die Geschäftsentwicklung der Würth-Gruppe deutlich ausgewirkt. Über das gesamte Jahr hinweg wurden Bestände aufgebaut, um die Lieferfähigkeit abzusichern.
Neben den Risiken im Zusammenhang mit der andauernden Corona-Pandemie sehen wir Risiken in der politischen Entwicklung osteuropäischer Märkte und der Türkei sowie in den Handelsbeschränkungen zwischen China, den USA und Europa. Die Zuwanderung in Europa betrachten wir – trotz aller damit verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen – nach wie vor auch als Chance für den Arbeitsmarkt sowie für die Nachfragesteigerung bei unseren Kunden und damit auch bei der Würth-Gruppe. Den wachsenden Rechtspopulismus und die fortwährende Diskussion um die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie beobachten wir genauso mit Sorge wie die Entwicklung der Risiken auf den Beschaffungsmärkten. Allerdings sehen wir darin aktuell keine unmittelbare Bedrohung unserer Geschäftsziele 2022.
Die Messung, Überwachung und Steuerung der finanziellen Risiken der Würth-Gruppe erfolgt größtenteils zentral durch die Würth Finance International B. V. Mit liquiden Mitteln in Höhe von 1.217 Millionen Euro sowie einer bis Juli 2023 laufenden, fest zugesagten, nicht ausgenutzten Kreditlinie in Höhe von 400 Millionen Euro verfügt die Würth-Gruppe über ausreichende Liquiditätsreserven, um ihre Zahlungsverpflichtungen jederzeit zu erfüllen. Dank des A-Ratings von Standard & Poor’s besteht für die Beschaffung weiterer finanzieller Mittel ein sehr guter Zugang zum öffentlichen und privaten Kapitalmarkt. Sofern vorhanden, sind Risiken aus derivativen Finanzinstrumenten bilanziert. Konkrete Gegenparteienrisiken, die täglich systemseitig überwacht werden, sind bis zur Aufstellung des Lageberichts nicht bekannt. Mit den wesentlichen Gegenparteien aus Derivaten besteht ein sogenannter Credit Support Annex (CSA), der das Gegenparteienrisiko noch weiter reduziert. Durch interne Anlagenlimits für einzelne Kreditinstitute werden Klumpenrisiken vermieden. Zur Darstellung der Derivate und ihrer Risiken verweisen wir auf den Konzernabschluss: I. Sonstige Angaben, [4] „Finanzinstrumente“.
IT-Strukturen
Die Würth-Gruppe als stark dezentrales Unternehmen hatte in der Vergangenheit zahlreiche unterschiedliche IT-Systeme, Softwarekomponenten, Plattformen und Prozessleitsysteme im Einsatz. Diese lokal sehr flexible Struktur ist aufgrund der sich verändernden Geschäftsmodelle, der Digitalisierung und Disruption sowie der stetig wachsenden Anforderungen an Cyber-Sicherheit immer nachteiliger geworden. In Übereinstimmung mit der Firmenphilosophie, die einen deutlich höheren Zentralisierungsgrad im Bereich der IT zulässt, hat die IT der Würth-Gruppe, vertreten durch die IT-Gesellschaften, ein globales Ökosystem mit plattformorientierten IT-Lösungen für die unterschiedlichen Geschäftsmodelle innerhalb der Würth-Gruppe aufgebaut.
IT-Standardisierung
Durch die zentrale Steuerung der IT-Gesellschaften mit einem mittlerweile einheitlichen Produktportfolio in Form des IT-Ökosystems können wir die internationale Multiplikationsstrategie auch IT-systemtechnisch abbilden. Die weitere Standardisierung folgt einem Rolloutplan, in dem die jeweiligen Einführungstermine in den einzelnen Gesellschaften festgehalten sind. Zahlreiche Rolloutteams arbeiten parallel an der Implementierung der jeweiligen Komponenten, um eine breite Multiplikationsplattform für die einzelnen Anwendungen, Prozesse und Funktionen bereitzustellen.
Die Rollouts führen dazu, dass bestehende Prozesse einheitlicher, effizienter, transparenter und schneller gestaltet werden können. Die zunehmenden Anforderungen unserer Kunden, individuelle Bestell- und Liefersysteme bereitzustellen, können damit für die jeweiligen Gesellschaften umgesetzt und weiteren Gesellschaften zur Verfügung gestellt werden. Weiterhin sind Effizienzsteigerungen möglich, da die Vereinheitlichung der IT-Strukturen durch die zentrale Entwicklung zu Skalierungseffekten führt. Die Harmonisierung der Systemumgebung und die Betreuung durch Fachleute führen zu einem deutlich besseren Schutz des IT-Ökosystems vor Angriffen.
Der IT-Service der Würth-Gruppe hat eine Leistungsfähigkeit auf hohem Niveau erreicht. Durch die einheitlichen Systemplattformen wird es möglich, Weiterentwicklungen in kürzester Zeit allen Gesellschaften, die auf den jeweiligen Plattformen arbeiten, zur Verfügung zu stellen.
IT-Sicherheit
In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der Cyber-Angriffe weltweit kontinuierlich zugenommen. Auch die Würth-Gruppe verzeichnete im Jahr 2021 eine Zunahme an Angriffsversuchen. Risiken, die durch die globale Vernetzung entstehen, werden durch hohe Standards bei den Sicherheitsrichtlinien minimiert, um bestmöglich geschützt zu sein. Trotz dieser Anstrengungen haben Cyber-Angriffe bei einzelnen Unternehmen der Würth-Gruppe Schäden in geringem finanziellen Umfang verursacht. Durch unsere interne Expertise im Bereich Incident Response konnten wir bei allen Vorfällen schnell und umfassend die betroffenen Unternehmen zeitnah zurück in den Normalbetrieb begleiten. Dem Thema IT-Sicherheit gilt bis ins Top-Management sehr hohe Aufmerksamkeit innerhalb der Würth-Gruppe und die Erkenntnisse aus den Vorfällen fließen direkt in die Sicherheitsrichtlinien ein. Die Standards im Bereich der IT-Systeme werden durch IT-Checks bei den Gesellschaften nach einem mit der Konzernrevision abgestimmten Plan geprüft. So wird das Bedrohungspotenzial durch sogenannte Cyber-Risiken regelmäßig analysiert und reduziert. Den daraus resultierenden Risiken wird mit organisatorischen und technischen Maßnahmen entgegengewirkt und zusätzlich der Transfer von versicherbaren Risiken auf externe Risikoträger wie Versicherungen vollzogen. Sämtliche Maßnahmen im Bereich IT-Risiken und Datensicherheit werden von unseren IT-Sicherheitsbeauftragten in den Landesgesellschaften begleitet und umgesetzt. Diese arbeiten nach einem weisungsgebenden IT Compliance Code of Conduct. Der IT Compliance Officer der Würth-Gruppe sorgt mit seinem Team und den IT-Sicherheitsbeauftragten dafür, dass der IT Compliance Code of Conduct weiterentwickelt und angewendet wird. Das Netzwerk der IT-Sicherheitsbeauftragten in den Gesellschaften nutzen wir, um Maßnahmen gegen Sicherheitsrisiken schnell in die Konzerngesellschaften zu tragen und im Hinblick auf eine kontinuierliche Verbesserung der IT-Sicherheit umzusetzen. In Gesellschaften, in denen die Zentralisierung der IT-Systeme bereits stattgefunden hat, ist es zudem möglich, weitreichende und mehrstufige Sicherheitsverfahren zu implementieren. Auf physischer Ebene beziehen sich diese auf unsere eigenen Rechenzentren und auf logischer Ebene zeigen sie sich durch verschiedene System- und Programmkomponenten.
Die Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Risiken im Bereich Informationssicherheit erfolgt mit hoher Aufmerksamkeit. Mit unterschiedlichen Medien wie E-Learnings, Plakataktionen, Informationsschreiben und Fachvorträgen werden Verhaltensweisen aufgezeigt, um IT-Sicherheitsrisiken zu reduzieren. Durch gezielte Angriffssimulationen auf einzelne Unternehmen und auf besonders gefährdete Funktionsträger wird beispielsweise durch Phishing-Angriffe der Erfolg der Maßnahmen geprüft und bei Bedarf nachgesteuert.
Produktivität
Die Würth-Gruppe investiert jedes Jahr einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag zur Sicherung des geplanten Umsatzwachstums und zum weiteren Ausbau der Marktanteile in den jeweiligen Regionen bzw. Marktfeldern. Planabweichungen erfordern daher rechtzeitiges Gegensteuern mit zielgerichteten Maßnahmen. Die Steuerung über Produktivitätskennzahlen, die intensive Auseinandersetzung mit Verlustgesellschaften, ein detailliertes mehrstufiges Investitionscontrolling, Szenario-Rechnungen und die Fokussierung auf das Erreichen der Betriebsergebnis-Ziele sind Teil dieser Maßnahmen. Grundsätzlich achten wir darauf, dass Umsatz und Rohertrag überproportional zu den Personalkosten wachsen und tragen so der Grundphilosophie der Würth-Gruppe Rechnung: „Wachstum ohne Gewinn ist tödlich.“
Personal
Die Fluktuation, vor allem bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Außendienst, steht weiterhin im Fokus. Sie wird für jede Gesellschaft der Würth-Gruppe über alle Hierarchiestufen hinweg dokumentiert und analysiert. Regelmäßige Befragungen der Beschäftigten durch unabhängige Institute und die monatliche Überwachung der Fluktuation sind wichtige Instrumente, um Fehlentwicklungen zu identifizieren, deren Auswirkung auf Einstellungsprozesse, Ausbildungsprogramme und Kundenbindung zu analysieren und ihnen mit gezielten Maßnahmen zu begegnen. Die Gesamtfluktuation der Würth-Gruppe liegt im Mehrjahresvergleich mit unter 15 Prozent weiterhin auf einem erfreulich niedrigen Niveau. Dies soll auch in Zukunft so bleiben. Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt auch bei Würth nachhaltig verändert. Insbesondere das mobile Arbeiten hat gezeigt, dass effektives Arbeiten nicht nur im Büro möglich ist. Der „New Work“-Ansatz zeigt Wege auf, wie das Arbeiten in der Würth-Gruppe in Zukunft strukturiert und wie die Zeit zu Hause und im Büro effektiv kombiniert werden kann. Die Arbeitgebermarke Würth wird bei dieser Entwicklung dadurch gestärkt, dass unsere Beschäftigten unabhängig vom Arbeitsort gerne zusammenarbeiten.
Eine weitere Herausforderung für das Personalmanagement stellt der Fachkräftemangel im Innen- und Außendienst dar. Für viele Gesellschaften wird es zunehmend schwieriger, qualifizierte Nachwuchskräfte zu finden. Auch aus diesem Grund wurden die Aktivitäten der Würth Business Academy für den Innen- und Außendienst im Bereich der Management- und Managementnachwuchsqualifizierung weiter ausgebaut. Die Entwicklung des Managementnachwuchses für die unterschiedlichen Führungsebenen der Würth-Gruppe erfolgt über die Qualifizierungsprogramme Würth Potential, High Potential und Top Potential. Diese Programme bereiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zielgerichtet und individuell abgestimmt auf ihre persönlichen Ambitionen und Fähigkeiten auf weiterführende Managementaufgaben im Konzern vor.
Damit der Aufbau von Managementnachwuchs für alle zentralen Funktionen der Würth-Gruppe strukturiert und zielgerichtet erfolgt, gibt es bei größeren Gesellschaften zwei Prozesse: Der Management Assessment Process (MAP) ist das qualitative Instrument zur objektiven und einheitlichen Bewertung von Führungskräften. Über das Talentmanagement wird erfasst, ob genügend qualifizierte Nachfolgerinnen und Nachfolger für erfolgsrelevante Funktionen in den Unternehmen der Würth-Gruppe vorhanden sind bzw. wann diese aufgebaut werden müssen. Darüber hinaus werden in diesem Prozess auch die Nachwuchstalente erfasst, um ihre strukturierte und transparente Förderung sicherzustellen. Ergänzend hierzu gibt es den Nachfolge- und Notfallplan für Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer, der sicherstellt, dass planbare Nachfolgeregelungen rechtzeitig erfolgen.
Um den gestiegenen Anforderungen im Personalbereich Rechnung zu tragen, ist seit Januar 2021 die Konzernfunktion Global HR damit beauftragt, auf Gruppenebene die strategisch relevanten Human Resources-Themen zu bündeln und zu organisieren. In diesem Zusammenhang wird sich die Würth Business Academy nun ausschließlich um das Kernthema Managemententwicklung kümmern.
Die internationalen Fach- und Führungsseminare werden sukzessive an die Akademie Würth übergeben, die in Zukunft dafür sorgen wird, dass das nötige Fach- und Führungswissen in der gesamten Würth-Gruppe zur Verfügung steht. Hierzu gehören zum Beispiel Qualifizierungsmaßnahmen im Bereich Produktmanagement, Einkauf, Logistik oder zu Themen im Finanzbereich. Bereits seit 2017 gibt es mit dem Learning Campus eine Plattform für digitales Lernen, auf der alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter E-Learnings absolvieren können. Gemeinsam mit den Fachbereichen laufen gezielte Aktivitäten, um Wissen über die globalen Standards zu digitalisieren und so weltweit verfügbar zu machen.
Als dritte Säule im Global HR wird aktuell der Bereich HR Services und Prozesse aufgebaut. Hierzu zählt das Thema Global Mobility, um Mitarbeitende und Führungskräfte bei internationalen Einsätzen professionell zu betreuen und auch über diese Servicefunktion die optimale Besetzung von Schlüsselpositionen zu unterstützen. Ein zweiter Bereich beschäftigt sich mit dem Aufbau einer einheitlichen IT-Infrastruktur für die HR-Funktion, die die Unternehmen der Würth-Gruppe bei ihren Personalprozessen bestmöglich unterstützt und Bewerbern, Mitarbeitenden und Führungskräften zeitgemäße Tools zur Verfügung stellt.
Um die dezentralen Gesellschaften vor Ort im Bereich der Personalentwicklung und des Talentmanagements noch besser zu unterstützen, wurde bereits im Oktober 2017 die Würth Business Academy Nordamerika (Standort Chicago) gegründet. Seit Januar 2020 unterstützt die Würth Business Academy Asia-Pacific (Standort Shanghai) die Talententwicklung im asiatisch-pazifischen Raum.
Compliance-Risiken
Der nationale und internationale Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Zahlungen, Kapital sowie Technologie, Software und sonstigem geistigen Eigentum unterliegt vielfältigen Regelungen und Beschränkungen, die auch von den Konzerngesellschaften der Würth-Gruppe beachtet werden müssen. Dabei steht außer Frage, dass wir bestrebt sind, alle national und international für unser Geschäft geltenden gesetzlichen und behördlichen Vorschriften einzuhalten. Dies gilt im Umgang mit Kunden und Lieferanten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Wettbewerbern sowie anderen Geschäftspartnern und Behörden. Der zunehmenden Komplexität des Rechts begegnen wir mit hausinternen Expertinnen und Experten sowie dem fallweisen Hinzuziehen renommierter externer Berater. Insbesondere in China und in Schwellenländern wie Brasilien stellen komplexe, uneinheitliche und sich ständig ändernde Rechtsgrundlagen eine Herausforderung dar und bergen dementsprechend nur schwer einschätzbare, aufgrund der Rückwirkungsmöglichkeiten auch längerfristige Risiken.
Werteorientierte Unternehmenskultur
Gegenseitiges Vertrauen, Berechenbarkeit, Ehrlichkeit und Geradlinigkeit nach innen und außen sind Grundprinzipien, die in der Würth-Gruppe fest verankert sind. Das Bekenntnis zu diesen Werten findet sich bereits in der von Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth verfassten Firmenphilosophie aus den 1970er-Jahren. Dabei geht es nicht nur um die Einhaltung aller Gesetze und unternehmensinternen Regeln, sondern auch um eine entsprechende innere Haltung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ein wesentlicher Baustein für den nachhaltigen Unternehmenserfolg der Würth-Gruppe ist. In einem umfangreichen internen Regelwerk, dem PAP (Policy and Procedure Manual), sind diese Grundprinzipien in Form von Beschreibungen der Aufbau- und Ablauforganisation sowie konkreter Verhaltensvorgaben und -anweisungen operationalisiert.
Compliance-Organisation
Im Hinblick auf national und international zunehmend steigende Compliance-Anforderungen hat die Konzernführung der Würth-Gruppe mit Zustimmung des Beirats und des Stiftungsaufsichtsrats im Jahr 2015 beschlossen, die vorhandenen Bausteine in einem gruppenweiten Compliance-Management-System zusammenzufassen und neu zu strukturieren sowie die Compliance-Organisation deutlich zu stärken. Neben der Funktion des Chief Compliance Officer und des Group Compliance Officer wurden im Geschäftsjahr 2016 Compliance Officer auf der Ebene der Geschäftsbereiche sowie zusätzlich bei den größten Einzelgesellschaften der Würth-Gruppe bestellt. Die gruppenweit bereits etablierten Verantwortlichkeiten und Strukturen für Produkt-, Steuer- und IT-Compliance bleiben in der bisherigen Form bestehen. Die Verantwortlichen berichten aber ebenfalls an den Chief Compliance Officer der Würth-Gruppe. Das Compliance-Board berät bei Bedarf über Compliance-Vorfälle und spricht Empfehlungen für erforderliche Maßnahmen aus. Darüber hinaus verantwortet das Compliance-Board die weitere Entwicklung der Compliance-Organisation und berichtet in allen Compliance-Angelegenheiten an die Konzernführung und den Beirat der Würth-Gruppe. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der weiteren Qualifizierung der Compliance Officer auf Gesellschaftsebene.
Compliance-Regelwerk
In einem Code of Compliance werden die Grundsätze der Firmenphilosophie zusammengefasst und im Hinblick auf die Einhaltung internationaler Standards ergänzt. Um die Compliance-Organisation nachhaltig in der Unternehmensgruppe zu verankern, werden gruppenweit Schulungen zur Compliance-Organisation und zu Compliance-Themen durchgeführt. Schulungsschwerpunkte sind zunächst die Themenbereiche „Umgang mit Geschenken und Einladungen“, „Kartellrecht und Preisbindung“, „Betriebsgeheimnisse“, „Datenschutz“, „Europäische Datenschutzgrundverordnung“ und „Exportkontrolle“. Aufgrund zunehmender Risiken im Bereich der Informationssicherheit wurden im Geschäftsjahr 2021 hierzu weitere Schulungsmaßnahmen etabliert.
Gruppenweites Hinweisgebersystem
Mithilfe eines gruppenweiten Hinweisgebersystems können neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch unsere Kunden und Lieferanten sowie andere Personen Hinweise auf Compliance-Verstöße direkt an das Compliance-Office der Würth-Gruppe melden. Durch den Einsatz eines technischen Systems, das durch einen externen Dienstleister bereitgestellt wird, ist dies völlig anonym möglich.
Voraussetzung für nachhaltigen Unternehmenserfolg
Getragen wird die Compliance-Organisation von der festen Überzeugung der Konzernführung sowie der Familie Würth, des Stiftungsaufsichtsrats und des Beirats, dass eine gelebte Compliance-Kultur einen wesentlichen Bestandteil des weiteren nachhaltigen Erfolgs der Würth-Gruppe darstellt. Gleichzeitig werden die Geschäftsleitungen der Konzerngesellschaften proaktiv ihrer Verantwortung im Hinblick auf national und international gestiegene Anforderungen an eine Compliance-Organisation gerecht.
Kontinuierliche Weiterentwicklung des Compliance-Management-Systems
Im Geschäftsjahr 2020 haben wir in Abstimmung mit dem Beirat der Würth-Gruppe gemeinsam mit einem externen Berater ein Status-quo-Assessment zu unserem Compliance-Management-System durchgeführt. Neben einer Überprüfung der grundsätzlichen Ausrichtung wollten wir auch Impulse für eine Weiterentwicklung und Verbesserung erhalten. Die Ergebnisse dieses Assessments haben uns in der Ausrichtung unseres Compliance-Management-Systems bestärkt und sind gleichzeitig Teil des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses.
Geschäftsmodell
Das Geschäftsmodell Direktvertrieb bietet der Würth-Gruppe nach wie vor große Chancen, da wir damit sehr nah am Markt sind und es die Bindung zu unseren Kunden sicherstellt. Allerdings hat sich das Bestellverhalten der Kunden in den vergangenen Jahren stark verändert. Die Digitalisierung bietet vielfältige Möglichkeiten, mit Lieferanten direkt zusammenzuarbeiten. Durch die relativ einfache Etablierung von internetbasierten Geschäftsmodellen steigt der Wettbewerbsdruck. Diese Entwicklung erfordert eine entsprechende Anpassung unseres Geschäftsmodells, in dem der Direktvertrieb weiterhin eine zentrale Rolle spielt, aber auch Themen wie Logistik, Services und Sortimentsbreite Marktchancen bieten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst sind heute nicht mehr nur Verkäuferinnen und Verkäufer, sondern managen die verschiedenen Kundenkontaktpunkte: Außendienst, Niederlassung und Internet. In diesem Zusammenhang sprechen wir von einem sogenannten Multi-Kanal-Vertriebsmodell, in dem das E-Business die klassischen Vertriebsformen sinnvoll ergänzt, und zwar abgestimmt auf die Beschaffungsorganisation unserer Kunden. Die Coronakrise und das dadurch veränderte Einkaufsverhalten unserer Kunden führte 2021 zu einem überproportionalen Anstieg des E-Business-Umsatzes, da wir aufgrund unserer Systemrelevanz liefern durften und nahezu uneingeschränkt lieferfähig waren. Diese Entwicklung zeigt, dass wir mit unseren Serviceleistungen, die wir gezielt auf die Bedarfe unserer Kunden abstimmen, auf dem richtigen Weg sind und unsere Strategie des Multi-Kanal-Vertriebs aufgeht.
Chancen
Nachfolgende Chancen können eine positive Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben. Sie sind wie die Risiken nach abnehmender Relevanz sortiert.
Dezentralität
Die Dezentralität der Würth-Gruppe stellt vor allem vor dem Hintergrund der unterschiedlichen konjunkturellen Entwicklungen in den einzelnen Ländern einen großen Vorteil für den Konzern dar. In dieser Struktur sehen wir auch eine Chance für weiteres nachhaltiges Wachstum. Sie erlaubt uns, vor Ort schnell auf die Gegebenheiten und Veränderungen in unserem jeweiligen Marktumfeld zu reagieren und Maßnahmen effizient umzusetzen. Unter der Prämisse dieser Dezentralität werden wir die weitere Entwicklung der Würth-Gruppe vorantreiben. Dezentralität ist hier nicht nur im regionalen Sinne gemeint, sondern umfasst auch die Vielzahl unserer unterschiedlichen Geschäftsmodelle. Dem Grundsatz der Dezentralität steht aber nicht entgegen, dass wir, wo sinnvoll, Prozesse weiter standardisieren und so unsere Ressourcen effizienter einsetzen können.
Marktdurchdringung
Unser Marktanteil ist mit wenigen Ausnahmen in den meisten Ländern noch sehr gering und liegt bei geschätzten 5 Prozent. Dieser vermeintliche Nachteil lässt ein enormes Wachstumspotenzial erkennen, das wir erschließen können mit dem weiteren Ausbau unserer Kundenbasis und der Vertiefung unserer Kundenbeziehungen, beispielsweise durch ständig weiterentwickelte intelligente Vertriebssysteme mit hohem Kundennutzen.
Kundenbeziehungen
Unsere über 4 Millionen Kunden sind die Basis für unseren Geschäftserfolg. Der Ausbau und die Pflege unserer Kundenbeziehungen sind deshalb wichtige Komponenten unseres täglichen Handelns. Wir werden auch weiterhin in allen Konzerngesellschaften sehr intensiv Kundenmanagement betreiben. 300.000 Kundenkontakte pro Tag und viele langjährige Kundenbeziehungen unserer über 33.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst helfen uns dabei, das vorhandene Potenzial bestmöglich auszuschöpfen. Die Eingruppierung unserer Kunden nach ihren individuellen Bedürfnissen bildet eine wichtige Steuerungsgröße für die strategische Unternehmensführung. Nah am Kunden zu sein, ist unser erklärtes Ziel. Die Korrelation von Kunden- und Umsatzwachstum sowie der Servicegrad sind für uns wichtige Indikatoren des Geschäftserfolgs. Kundeninsolvenzen stellen für die Würth-Gruppe ein überschaubares Risiko dar. Aufgrund unseres sehr umfangreichen Kernsortiments von über 125.000 Produkten, der vergleichsweise geringen durchschnittlichen Auftragswerte und der breiten Kundenbasis haben wir hier gute Voraussetzungen, um die Risiken weiterhin niedrig zu halten.
Qualität
Würth steht für das ausdrückliche Ziel, höchste Qualitätsansprüche zu erfüllen und wo immer möglich zu übertreffen. Aus diesem Grund wurde bereits 2010 die Leitlinie „Würth ist Qualität – überall und zu jeder Zeit“ im Qualitätsmanagement der Würth-Gruppe verankert und in den folgenden Jahren konsequent weiterentwickelt. Dieses Markenversprechen gilt für all unsere Märkte. Die Umsetzung eröffnet uns weitere wichtige Marktchancen sowohl im professionellen Handwerk als auch bei Industriekunden. Das verlässliche Erfüllen von Normen und Standards sowie Produktanforderungen und -zulassungen betrachten wir als essenzielle Aufgabe unseres Qualitätsmanagements, um unseren Kunden ein vertrauenswürdiger Partner zu sein. Dies ist wichtig, jedoch für uns nicht genug: Wir sind bestrebt, die Kundenerwartungen wo immer möglich durch unsere Leistungen zu übertreffen und dadurch unsere Kunden zu begeistern.
Im Geschäftsjahr 2021 hat das zentrale Qualitätsteam der Würth-Gruppe (WQT) seine Aktivitäten fortgesetzt. Trotz weiterhin geltender Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wurden Schulungen in den Bereichen Managementsysteme sowie Produkt- und Prozessqualität im Laufe des Berichtsjahrs durchgeführt und 233 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an insgesamt 435 Schulungstagen weitergebildet.
Wesentliche Bausteine des Würth Qualitätsversprechens sind zum einen die Validierung neu aufzunehmender Produkte durch die Funktion Qualität z. B. der Adolf Würth GmbH & Co. KG und der Würth International AG, zum anderen die Absicherung der Lieferqualität durch Lieferantenqualifizierungen und systematische Prüfungen entlang der Lieferkette. Bereits 2020 wurde in Trainings und Systeme zur Durchführung von Remote-Audits investiert, was dazu führte, dass im Jahr 2021 bereits ca. 17 Prozent der lieferantenbezogenen Aktivitäten „remote“ durchgeführt werden konnten. Die Würth-Gruppe verfügt zurzeit über mehr als 28 aktive Supplier Quality Engineers (SQEs) sowie in Europa, Asien und den USA verteilte eigene Prüflabore bzw. Warenprüfstellen mit insgesamt über 175 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Von den Prüflaboren sind am Ende des Berichtszeitraums sieben nach ISO 17025 akkreditiert. In den Ausbau des nach Gruppenvorgabe anzuwendenden SAP-gestützten Systems WS1 wurde im Bereich der Funktionalität zur Qualitätsvorausplanung, zur Sicherstellung von Prüfnachweisen sowie zur Anbindung der Gruppenlabore und der Lieferanten weiter investiert.
Nachhaltigkeit
Würth als Familienunternehmen ist sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und auf nachhaltiges und langfristiges Wachstum ausgerichtet. Im Rahmen unseres Nachhaltigkeitsmanagements haben wir begonnen, unsere bestehenden Managementprozesse um Bausteine zu ergänzen, die uns wertvolle Daten über Produkte und Prozesse in jedem einzelnen Unternehmen liefern und die Basis für ein konzernweites Nachhaltigkeitsmanagement bilden. Diese Bausteine beinhalten die globalen Nachhaltigkeitsindikatoren der Global Reporting Initiative (GRI), die Bilanzierung der Treibhausgasemissionen und die strategische Orientierung an den 17 Zielen der Vereinten Nationen zur Sicherung nachhaltiger Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Das Nachhaltigkeitsreporting hilft uns, die Einbeziehung der ökologischen und sozialen Aspekte transparent zu machen und sie noch stärker in unsere Managemententscheidungen mit einfließen zu lassen. Die Daten für das Nachhaltigkeitsreporting werden über das Würth interne Reportingtool CIS erfasst und erhoben. Sie bilden die Basis, um die Nachhaltigkeit innerhalb der Würth-Gruppe messbar zu machen. Gleichzeitig sollen dadurch zukunftsweisende Ansätze und Lösungen identifiziert und in den teilnehmenden Gesellschaften kommuniziert werden. Das Nachhaltigkeitsreporting bietet damit eine gruppenweite Erfahrungsbasis mit belastbaren Zahlen und Fakten sowie Best-Practice-Beispielen, die in den ersten Nachhaltigkeitsbericht 2022 der Würth-Gruppe einfließen werden.
Diversität
Unterschiedliche Meinungen und Perspektiven führen zu mehr Kreativität, Innovationsfähigkeit und neuen Lösungen. Um das große Potenzial von Diversität in der Würth-Gruppe bestmöglich auszuschöpfen, sollen nicht nur diverse Teams aufgebaut, sondern auch alle Mitarbeitenden einbezogen und gehört werden. Deshalb sorgt die Würth-Gruppe für ein Arbeitsumfeld und Rahmenbedingungen, die frei von Vorurteilen und Intoleranz sind und es jeder Person ermöglichen, einen wertvollen Beitrag zu leisten. Jegliche Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexueller Identität, körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung, sozialer oder ethnischer Herkunft, Alter, Nationalität, Sprache, Hautfarbe und Religion wird daher nicht toleriert. In einem ersten Schritt auf dem Weg zu mehr Diversität im Unternehmen liegt der Fokus auf einem höheren Frauenanteil auf allen Hierarchieebenen, insbesondere in Führungspositionen. Mit einem Mentoring-Programm, aber auch durch die Vernetzung von Frauen im Konzern wurden bereits erste Maßnahmen auf den Weg gebracht worden. Gleichzeitig wird der Auf- und Ausbau von Diversity-Kompetenzen der Mitarbeitenden und des Managements diese Entwicklung zusätzlich voranbringen.
Gesamtbeurteilung
Die vorhandenen Chancen ermöglichen uns generell ein weiteres profitables Wachstum im Jahr 2022 und darüber hinaus. Die Risiken für die Würth-Gruppe sind auch in der andauernden Corona-Pandemie aufgrund des etablierten und gelebten Risikomanagements begrenzt und werden engmaschig beobachtet. Vorhandene Risiken werden konsequent überwacht und mit Maßnahmen belegt, um sicherzustellen, dass sie den Fortbestand der Würth-Gruppe nicht gefährden.
Mit großer Sorge verfolgen wir die aktuellen Entwicklungen des Ukraine-Konflikts und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Bevölkerung. Die direkten und indirekten wirtschaftlichen Konsequenzen und Risiken für die Würth-Gruppe sind zum aktuellen Zeitpunkt schwer zu prognostizieren.
- Zahl der Beschäftigten steigt auf 83.183
- Breites internes Mitarbeiterentwicklungsprogramm
Beschäftigungsentwicklung
Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist zum 31. Dezember 2021 um 5,1 Prozent auf 83.183 gestiegen (2020: 79.139). In Deutschland zählte die Würth-Gruppe 25.438 Beschäftigte (2020: 24.514), in den Würth Gesellschaften außerhalb Deutschlands 57.745 (2020: 54.625). Im Geschäftsjahr 2021 waren weltweit 33.536 fest angestellte Mitarbeitende im Außendienst für Würth unterwegs (2020: 33.176).
Personalstrategie
Der Fach- und Führungskräftemangel wirkt sich in vielen Ländern aus und qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden immer mehr zum limitierenden Faktor für Wachstum. Wichtig ist deshalb, die Mitarbeitenden im Unternehmen zu halten und ein gutes Arbeitsumfeld mit interessanten Entwicklungschancen zu bieten. Die Würth-Gruppe mit ihren vielfältigen Geschäftsmodellen und der internationalen Ausrichtung verfügt diesbezüglich über sehr viele Möglichkeiten.
Um den gestiegenen Anforderungen im Personalbereich Rechnung zu tragen, ist seit Januar 2021 die Konzernfunktion Global HR damit beauftragt, auf Gruppenebene die strategisch relevanten HR-Themen zu bündeln und zu organisieren. Ein Bereich hiervon ist die Würth Business Academy (WBA), die ihren Fokus auf das Thema Managemententwicklung und Talentmanagement legt. Die Akademie Würth als zweite Säule der globalen HR-Funktion wird weiter zum weltweiten Anbieter von Trainings- und Consulting-Dienstleistungen für die Unternehmen der Würth-Gruppe und deren Kunden ausgebaut. Der dritte Bereich, HR-Services und -Prozesse, stellt z. B. sicher, dass eine zeitgemäße IT-Infrastruktur für die HR-Prozesse zur Verfügung steht und mit einer attraktiven Global Mobility-Richtlinie die internationale Besetzung wichtiger Funktionen sichergestellt ist.
Die WBA stellt die ganzheitliche Managementqualifizierung und konsequente Nachwuchsarbeit sicher. Ziel ist, Führungspositionen in erster Linie aus dem eigenen Nachwuchs zu besetzen. Entsprechend bietet die WBA für unterschiedliche Entwicklungsstufen passende Entwicklungsprogramme an. Darüber hinaus unterstützt sie die Geschäftsführungen weltweit bei der Nachfolgeplanung mit einem strukturierten Prozess und stellt ihre Informationen der Konzernführung und den Gremien der Würth-Gruppe im Rahmen der Risikoabschätzung zur Verfügung. Diese Informationen werden verdichtet und gemeinsam mit dem Topmanagement der Würth-Gruppe regelmäßig analysiert, notwendige Maßnahmen vereinbart und Talent-Pools definiert.
Durch den Standort für Schulungs-, Personal- und Talententwicklungsaktivitäten in Nordamerika wurde zusätzlich Nähe zu den dortigen Zielgruppen aufgebaut und so auch im Personalentwicklungsbereich die Internationalisierung vorangetrieben. Seit Januar 2020 gibt es für den gesamten Raum Asia-Pacific einen weiteren Personalentwicklungsstandort in China. Dank dieser Dezentralisierung lassen sich die Programme besser an die regionalen Anforderungen anpassen und das Talentmanagement vor Ort kann auf die konkreten Bedarfe ausgerichtet und entsprechend gesteuert werden.
Das Thema Digitalisierung wird im Personalbereich zu starken Veränderungen und damit verbundenen Herausforderungen führen. Die neu aufgebaute Funktion HR-Services und -Prozesse entwickelt gemeinsam mit den Unternehmen der Würth-Gruppe und dem IT-Bereich eine entsprechende Strategie und stellt den Unternehmen passende Softwarelösungen zur Verfügung. Im Bereich des digitalen Lernens gibt es mit dem Learning Campus seit 2017 eine Plattform, die allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Würth-Gruppe offensteht.
Unter der Führung der Global HR-Funktion wird die internationale Zusammenarbeit innerhalb des Konzerns durch ein Personalnetzwerk gestärkt und eine Plattform für den Austausch von Best Practices geboten. Um personalrelevante und strategisch wichtige Themen zu erarbeiten und zu etablieren, wurde ein HR-Board installiert, das mit operativ verantwortlichen HR-Leiterinnen und -Leitern besetzt ist.
Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Die Fähigkeiten, Kompetenzen und Qualifikationen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ihre Motivation und Begeisterung bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft. Deshalb haben die persönliche Weiterentwicklung und die fachliche Weiterqualifizierung besondere Relevanz, um den Anforderungen am Markt begegnen zu können. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter durchläuft im Laufe des Berufslebens unterschiedlichste Phasen: Zeiten, in denen es um persönliche Themen wie Selbstwert oder Selbstvertrauen geht, und Zeiten, in denen der berufliche Aufstieg im Vordergrund steht – sei es eine Karriere als Führungskraft oder in den verschiedenen Fachbereichen. Die Intention der bei Würth zur Verfügung stehenden Programme ist es, jeder und jedem Beschäftigten eine Qualifizierung anbieten zu können, die den individuellen Fähigkeiten und beruflichen Zielsetzungen entspricht.
Als Familienunternehmen setzt Würth auf eine langfristig orientierte Unternehmensentwicklung. Das gilt auch für die Nachwuchssicherung. In Deutschland, wo die duale Berufsausbildung eine lange Tradition hat, baut Würth bereits seit über 60 Jahren auf eine fundierte Ausbildung. Zum Jahresende 2021 beschäftigte die Würth-Gruppe Deutschland 1.312 Nachwuchskräfte in rund 50 Ausbildungsberufen. Außerdem können Berufsanfängerinnen und -anfänger an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Studiengänge belegen, die einen Bachelor-Abschluss zum Ziel haben. Schwerpunkte in den deutschen Gesellschaften sind Ausbildungen in kaufmännischen und technischen Berufen sowie in der Gastronomie.
Die Akademie Würth bietet ein ganzheitliches Weiterbildungskonzept sowohl für Beschäftigte der Würth-Gruppe als auch für Kunden und unternehmensfremde Interessierte. Ein praxisorientiertes Weiterbildungsangebot speziell für das Handwerk bietet die Akademie Würth mit technisch orientierten Schulungen und setzt dabei den Fokus gezielt auf Themen wie Brandschutz, Metallbearbeitung, Befestigung, Dichten und Kleben, Kfz sowie Arbeitssicherheit. Damit steht Würth seinen Kunden auch als Dienstleister, Innovationstreiber und Lernbegleiter zur Seite. Beratungsangebote zu allen Fragen des Qualitäts- und Prozessmanagements, der Organisationsentwicklung sowie der Business Excellence vervollständigen das Konzept. Die Würth-Gruppe hat somit am Markt die beispiellose Möglichkeit, den heutigen und zukünftigen Erfolg ihrer Kunden aktiv zu unterstützen und so eine nachhaltige Geschäftsbeziehung abzusichern. Basierend auf einer unabhängigen, repräsentativen Kundenbefragung wurde diese Vorgehensweise mit dem „TOP CONSULTANT“-Award 2021 ausgezeichnet.
Unternehmen innerhalb der Würth-Gruppe erhalten Unterstützung für die Erfüllung der an sie gerichteten Anforderungen. Dazu zählt die Umsetzung gesetzlicher Rahmenbedingungen wie z. B. das Erstellen und Implementieren integrierter Managementsysteme oder die Begleitung von Zertifizierungsprozessen genauso wie die Einhaltung spezieller Kundenanforderungen. Mit ihrem Angebot ermöglicht die Akademie Würth Mitarbeitenden und Führungskräften ein lebenslanges Lernen, um heute und in Zukunft die gesetzten Ziele erfolgreich zu erreichen. Alle Beschäftigten haben jederzeit die Möglichkeit, sich auf dem Fundament der Kultur und Strategie der Würth-Gruppe das hierfür relevante Wissen anzueignen. Dabei steht die Umsetzung des Wissens in die Praxis im Vordergrund. Zusätzlich unterstützt die Akademie die Fachbereiche bei ihrem Auftrag, relevantes Wissen in der Gruppe multiplizierbar zu machen, um die aktuellen sowie zukünftigen Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Darüber hinaus bietet die Akademie Würth Unternehmen Hilfestellung bei der Strategieentwicklung und der Umsetzung von Veränderungsprozessen. Lean Management und Six Sigma wurden bereits mehrfach erfolgreich in Unternehmen verschiedener Branchen eingeführt. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit wird meist ein projektbegleitender Ansatz gewählt, der sich ergebniswirksam auf die Organisation auswirkt.
Berufsbegleitende Studiengänge an der Akademie Würth Business School, die sowohl den Beschäftigten des Konzerns als auch Interessierten außerhalb der Unternehmensgruppe offenstehen, ermöglichen akademische Abschlüsse. Der Bachelor-Studiengang Betriebswirtschaft in Kooperation mit der Hamburger Fern-Hochschule führt in sieben Semestern zum Abschluss Bachelor of Arts (B. A.). Der Bachelor-Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Technischer Vertrieb in Kooperation mit der SRH Fernhochschule schließt in sechs Semestern mit dem Bachelor of Science (B. Sc.) ab. In Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen University of Louisville, Kentucky, bietet Würth den international anerkannten Master-Studiengang Global Business an. Das einjährige englischsprachige Programm schließt mit dem Master of Business Administration (MBA) ab. Seit diesem Jahr kann im Anschluss ein Master of Science mit dem Schwerpunkt Family Business erworben werden. Die Kurse dauern ein halbes Jahr und werden in Zusammenarbeit mit der Hochschule Heilbronn angeboten. Der Master-Studiengang Digital Management & Transformation führt in vier Semestern zum Master of Science (M. Sc.), ebenfalls in Kooperation mit der SRH Fernhochschule. Zusätzlich bietet Würth den Doctor of Business Administration (DBA) als dreijähriges Programm in Verbindung mit der Northumbria University, Newcastle, an. Der DBA ist ein berufsqualifizierender Doktortitel in Betriebswirtschaftslehre, gleichwertig einem PhD, jedoch mit einem klaren Schwerpunkt auf der Entwicklung und Verbesserung der Berufspraxis.
Gesundheitsmanagement
Das innerbetriebliche Gesundheitsmanagement „Fit mit Würth“ hat auch in Zeiten der Corona-Pandemie bei den Mitarbeitenden der Adolf Würth GmbH & Co. KG und einer großen Zahl weiterer Gesellschaften der deutschen Würth-Gruppe das Bewusstsein für eine gesunde Lebens- und Arbeitsweise gestärkt und gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen geschaffen. Das ist vor allem mithilfe neuer digitaler Möglichkeiten gelungen: Online-Gesundheitskurse, Aktivpausen und Vorträge haben Mitarbeitende und ihre Angehörigen dabei unterstützt, gesund zu bleiben. Von diesen digitalen Angeboten profitierten vor allem Mitarbeitende im Mobile Office sowie Beschäftigte im Außendienst und in den Niederlassungen. Dem Gesundheitsmanagement ist der ganzheitliche Ansatz wichtig. Er deckt die Bereiche Bewegung, Ernährung, Regeneration, Sicherheit, Soziales und Vorsorge ab. „Fit mit Würth“ beteiligt sich regelmäßig an einem Audit zur Erlangung des Corporate Health Awards. Viele Tochterfirmen entwickeln mittlerweile ihr eigenes Gesundheitsprogramm.
Mitarbeiterbefragung
Die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat in der Würth-Gruppe seit jeher einen hohen Stellenwert. Um eine regelmäßige Information darüber zu erhalten, wie sich die Zufriedenheit in den einzelnen Unternehmen der Würth-Gruppe darstellt und entwickelt, wird seit 2005 eine standardisierte und einheitliche Mitarbeiterbefragung durchgeführt. Die Ergebnisse liefern auch zu den weichen Faktoren der Unternehmens- und Führungskultur strukturierte Informationen. Im Zentrum steht die Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit mit dem Ziel, die Leistungsfähigkeit der Unternehmen zu steigern. Die Befragung ermöglicht ein Benchmarking innerhalb der einzelnen Gesellschaft und zwischen allen Gesellschaften der Würth-Gruppe. Inzwischen werden neben der standardisierten regelmäßigen Befragung auch kurze Pulsbefragungen zu aktuellen Themen eingesetzt. Die Befragungen werden mit dem unabhängigen Mannheimer W.O.-Institut für Wirtschafts- und Organisationspsychologie durchgeführt.
Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Die Konzernführung der Würth-Gruppe dankt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Vertreterinnen und Vertretern der Beschäftigten für ihr großes Engagement. Auch im zweiten Pandemiejahr zeigten alle ein besonders hohes Maß an Flexibilität und die Bereitschaft, gemeinsam neue Wege zu gehen. Dafür sind wir ebenso dankbar wie für ihr Vertrauen in das Unternehmen und ihre Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber.
Gesamtwirtschaftliches Umfeld
Die vollen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs werden sich erst noch zeigen. So ungewiss wie die weitere Entwicklung der Situation sind auch die Effekte auf die globale Wirtschaftslage. Fachleute werden zunehmend pessimistischer, da der Krieg die geopolitischen und ökonomischen Rahmenbedingungen insbesondere für Europa grundlegend verändern wird. Kurzfristig führt er zu einer deutlichen Konjunktureintrübung, unter anderem aufgrund einer Verschärfung der Lieferkettenproblematik, weiter ansteigender Rohstoff-, Energie- und Lebensmittelpreise sowie der Reaktionen der Finanzmärkte auf die Sanktionen. Mittel- und langfristig bremsen die teilweise Entkopplung der Wirtschaftsräume und die dadurch notwendige Diversifizierung die wirtschaftliche Entwicklung weiter. Was das im Detail für die einzelnen Volkswirtschaften bedeuten wird, ob sie beispielsweise ihre Abhängigkeit insbesondere von Gas, Öl und Kohle aus Russland werden ausgleichen können, ist aktuell kaum vorherzusehen.
Sicher ist hingegen, dass die ohnehin schon starke Beeinflussung der Märkte durch die anhaltende Corona-Pandemie, die Lieferkettenproblematik und die weiter ansteigenden Energie- und Rohstoffpreise eine prekäre Ausgangslage darstellen. Gepaart mit den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine machen diese Faktoren eine stagflationäre Rezession immer wahrscheinlicher.
In der gesamten Eurozone treffen hohe Preissteigerungen auf wahrscheinlich ausbleibendes Wirtschaftswachstum, was die Europäische Zentralbank zu einem Umdenken bei ihrer Geldpolitik bewegen könnte.
Für Deutschland geht die Deutsche Bundesbank von einer Inflationsrate von 5,0 Prozent im Jahresdurchschnitt 2022 aus (2021: 3,2 Prozent), und auch im ganzen Euro-Raum wird eine starke Inflation erwartet. Szenarien einer – zumindest kurzzeitigen – Rezession in Westeuropa sind nicht länger auszuschließen.
Zeigten sich Ökonomen und Experten zu Jahresbeginn noch verhalten optimistisch, insbesondere da die einzelnen Volkswirtschaften die strengen Corona-Beschränkungen zunehmend lockern und Öffnungspläne für die Wirtschaft vorlegen, so scheint eine Entspannung der Wirtschaftslage nun endgültig in weite Ferne gerückt. Die Konjunkturprognosen für Deutschland variieren dementsprechend stark. Gemeinsam ist allen, dass die Institute mit dem 24. Februar 2022 ihre zuvor getroffenen Aussagen nach unten revidieren: So korrigierte das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut HWWI seine zu Jahresbeginn aufgestellte Prognose von + 3,5 Prozent für die deutsche Wirtschaft auf + 2,0 Prozent und geht damit von einem geringeren Anstieg der Wirtschaftsleistung als im Vorjahr aus (2021: + 2,7 Prozent). Auch die Ratingagentur Scope senkte ihre Wirtschaftsprognose von zuvor + 4,4 Prozent für das laufende Jahr auf + 3,5 Prozent. Ähnlich verhalten ist das Bild für Europa insgesamt. So geht die EU-Kommission mittlerweile von einem gebremsten Wachstum unterhalb der ursprünglich veranschlagten 4,0 Prozent aus (2021: + 5,2 Prozent).
Wie sich die einzelnen Branchen im Jahresverlauf entwickeln werden, ist ebenfalls kaum vorhersehbar. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hält sein prognostiziertes Exportwachstum von 6,0 Prozent für nicht mehr erreichbar – und das trotz prall gefüllter Auftragsbücher. Auch weitere Störungen der globalen Lieferketten aufgrund der Sanktionen sind denkbar. Zu spüren bekommt das schon sehr stark die Automobilindustrie: Bedingt durch einen Mangel an Kabelbäumen, die zu einem großen Teil aus der Ukraine geliefert werden, legten fast alle großen Autobauer Anfang März einen Produktionsstopp an den deutschen Standorten ein. Bauwirtschaft und Industrie zehren derzeit von hohen Auftragsbeständen, was die Produktion in diesen Bereichen beleben könnte. Aber auch hier wird der Aufholprozess wohl mit geringerer Dynamik als zuvor erwartet verlaufen.
Insgesamt sind derzeit in der diffusen gesamtpolitischen und gesamtwirtschaftlichen Weltlage belastbare Prognosen schwer möglich. Die Dauer und Härte des Krieges werden maßgeblich sein für die weitere Entwicklung. Und auch die Frage, wie sich die Volkswirtschaften außerhalb der NATO, allen voran China, positionieren werden.
Entwicklung der Würth-Gruppe
- Wirtschaftliche Auswirkungen des Ukraine-Konflikts kaum abzuschätzen
- Multi-Kanal-Strategie als Erfolgsfaktor in der Pandemie
- Adolf Würth GmbH & Co. KG investiert in Standort Künzelsau-Gaisbach
Mit einem Umsatz von 17,1 Milliarden Euro und einem Betriebsergebnis von 1.270 Millionen Euro erreichte die Würth-Gruppe im Geschäftsjahr 2021 neue Rekordmarken. Der Konzernumsatz wuchs in Deutschland um 14,3 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro (2020: 6,1 Milliarden Euro). Die Würth Gesellschaften im Ausland schnitten mit 10,1 Milliarden Euro (2020: 8,3 Milliarden Euro) noch erfolgreicher ab.
Diese positive Entwicklung basiert auf der Strategie der weiteren Digitalisierung in Verbindung mit dem Multi-Kanal-Vertrieb. Vor allem in der Pandemie, wo es auf kontaktlose Beschaffung bzw. die Einhaltung von Hygienebestimmungen ankommt, hat Würth die richtigen Lösungen. Wichtige Bausteine sind der Onlineshop, die Würth App sowie das ganze Feld E-Procurement, ergänzt durch das dichte Niederlassungsnetz zur stationären Beschaffung. Die weltweit 2.000. Niederlassung der Würth-Linie wurde im Dezember 2021 in Norwegen eröffnet. Zusammen mit den Niederlassungen der Allied Companies zählt die Würth-Gruppe 2.497 Niederlassungen. Der Vertriebsbereich E-Business wurde auch im Jahr 2021 weiter ausgebaut und nahm an strategischer Relevanz zu: Der Umsatz in diesem Bereich wuchs um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Würth-Gruppe setzt im Bereich Onlineshop, E-Procurement und App auf konzerneigene digitale Lösungen. So schafft sie eine gemeinsame, einheitliche technische Basis, die neben innovativen Weiterentwicklungen auch deren schnelle, kosteneffiziente Ausrollung ermöglicht. Diese zentralen Lösungen werden innerhalb der Würth-Gruppe mittlerweile bei rund 60 Gesellschaften eingesetzt. Der E-Business-Anteil am Gesamtumsatz liegt mittlerweile bei rund 20 Prozent. Weltweit sind über 1.000 Mitarbeitende im E-Business-Umfeld tätig.
Der Bereich E-Procurement gewinnt innerhalb der Würth-Linie weiter an besonderer Bedeutung. Immer mehr Kundinnen und Kunden professionalisieren und digitalisieren ihre Beschaffung, was sich auch im Wachstum von 38 Prozent gegenüber 2020 widerspiegelt. In vielen Ländern kommen Spezialisten zum Einsatz, die definierte Großkunden bei der Optimierung und Automatisierung ihrer Einkaufsprozesse unterstützen.
Im Geschäftsbereich der Würth-Linie werden regionale Kompetenzzentren in Südostasien und Lateinamerika aufgebaut, um auch dort die E-Business-Aktivitäten voranzutreiben und die lokalen Gesellschaften dabei mit individuell angepasstem Know-how zu unterstützen.
Die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzt Würth während der Corona-Pandemie in großem Umfang. Seit Beginn der Pandemie arbeiten die Beschäftigten, wo es sinnvoll ist, zu einem wesentlichen Teil im Mobile Office. Gleichwohl bildet der persönliche Kontakt die Basis unserer Unternehmenskultur und soll nach der Pandemie wieder verstärkt gepflegt werden.
Neben dem persönlichen Kontakt prägen Werte wie Vielfalt und Toleranz die Unternehmenskultur von Würth. Seit 2021 befasst sich der Konzern zunehmend mit dem Thema Diversity. 2022 gehört es zu den Fokusthemen. Die Würth Business Academy hat in einem ersten Schritt ein Mentoring-Programm zur Unterstützung von Potenzialträgerinnen ins Leben gerufen. Ziel ist, weibliche Talente zusätzlich zu fördern, sie sichtbarer für das Topmanagement zu machen und ein Bewusstsein zu schaffen für Faktoren, die Frauen den Karriereweg erleichtern können. Zudem wird das Thema Diversity bei Recruiting-Prozessen stärker berücksichtigt.
Ein weiteres Fokusthema für 2022 ist Nachhaltigkeit: Würth hat sich zum Ziel gesetzt, zukünftig Ökologie, Ökonomie und Soziales noch stärker in Einklang zu bringen. Die Adolf Würth GmbH & Co. KG als größte Einzelgesellschaft des Konzerns hat sich beispielsweise zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2024 an allen Standorten deutschlandweit klimaneutral (Scope 1 und 2) zu sein. Für die Umsetzung am Hauptsitz in Künzelsau-Gaisbach und allen Niederlassungen in Deutschland hat sie weitreichende Maßnahmen definiert: die Umstellung auf Elektromobilität, die Steigerung der Energieeffizienz durch Implementierung eines Energiemanagementsystems, den Ausbau der Versorgung mit Eigenstrom, den Bezug von Ökostrom, Kompensation unvermeidbarer CO₂-Emissionen. Neben der Adolf Würth GmbH & Co. KG setzen auch zahlreiche andere Gesellschaften Projekte im Bereich Nachhaltigkeit um. Die nordamerikanische Würth Additive Group Inc. beispielsweise entwickelt derzeit Filamente, also Kunststofffäden für den 3D-Druck, aus recycelten Kohlenstofffasern. Ziel des Pilotprojekts ist, Prozesse und Strukturen für die Wiederaufbereitung und Nutzung gebrauchter Kohlenstofffasern zu entwickeln und letztlich Vorbild für ein erfolgreiches Circular-Economy-Modell im Bereich des 3D-Drucks zu sein. Im Jahr 2022 wird die Würth-Gruppe den ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen.
Um die Zukunft der Marke Würth nachhaltig zu stärken, investiert die Adolf Würth GmbH & Co. KG in den Standort Künzelsau-Gaisbach. Mit einem Investitionsvolumen von 70 Millionen Euro stellt die Keimzelle des Konzerns im dritten Quartal 2022 ein Innovationszentrum fertig, in dem moderne Werkstätten, Prüffelder für die Schrauben- und Dübeltechnik sowie Mechatronik und chemisch-technische Produkte die anwendungs- und kundenorientierte Produktentwicklung vorantreiben sollen. Zusätzlich plant das Unternehmen ein neues Verwaltungsgebäude mit rund 375 Arbeitsplätzen. Im Fokus steht eine nachhaltige Bauweise, die den Anforderungen einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft entspricht: Das 49 Meter hohe Hochhaus soll in einer Holzhybrid-Konstruktion errichtet werden. Der Baubeginn ist für 2024 geplant.
Gesamtaussage zur zukünftigen Entwicklung der Würth-Gruppe
Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen und weltpolitischen Situation lässt sich eine verlässliche Prognose für die weitere Entwicklung der Würth-Gruppe für 2022 nur schwer treffen. Die direkten Auswirkungen der Ukraine-Krise auf die Umsatzerlöse der Würth-Gruppe sind derzeit nicht materiell, die indirekten Auswirkungen sind nicht bezifferbar.
Wir gehen mittlerweile ins dritte Jahr der Corona-Pandemie. Der entscheidende Faktor, um diese Krise zu beenden, ist nach wie vor eine hohe Impfquote. Nur so kann eine Grundimmunisierung erreicht werden. Innerhalb kürzester Zeit wurden ab dem Jahr 2020 zahlreiche Impfstoffe entwickelt und zugelassen. Um allen Menschen, auch in den ärmsten Ländern, den Zugang zur Impfung zu ermöglichen, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeinsam mit anderen globalen Akteuren die COVAX-Initiative ins Leben gerufen. Die Adolf Würth GmbH & Co. KG hat im März 2021 diese Initiative mit 500.000 Euro unterstützt. Die milder verlaufende Omikron-Variante des Coronavirus gibt Hoffnung, dass wir gemeinsam die Pandemie in den Griff bekommen.
Sicher werden sich die anhaltenden Lieferengpässe, Materialknappheit und massive Preissteigerungen auch in naher Zukunft auf unser Geschäft auswirken. Zudem hat die europäische Kommission mit Wirkung vom 18. Februar 2022 Antidumpingzölle zwischen 22,1 Prozent und 86,5 Prozent auf Verbindungselemente aus Stahl mit Ursprung China eingeführt. Dies wird zu zusätzlichen Verwerfungen auf den Beschaffungsmärkten führen und den Druck auf die Einkaufspreise weiter erhöhen. Unsere konzerneigenen Produktionsbetriebe in Deutschland und Europa gewährleisten jedoch eine gewisse Unabhängigkeit von globalen Lieferketten. Die Konzerngesellschaft SWG Schraubenwerk Gaisbach GmbH in Waldenburg produziert beispielsweise die ASSY®, die Schraube für den Holzbau.
Die Lage in der Ukraine beobachten wir mit großer Sorge. Die aktuellen Entwicklungen werden es notwendig machen, vermehrt Sicherheitsbestände aufzubauen, und somit vermutlich zu einer steigenden Finanzmittelbindung und einer Erhöhung der Nettoverschuldung der Würth-Gruppe führen. Oberste Priorität in dieser unübersichtlichen Lage hat aber die Unversehrtheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Ukraine. Sie erhalten finanzielle Unterstützung, damit sie sich selbst und ihre Familien in Sicherheit bringen können. Auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Russland und Belarus unterstützen wir finanziell.
Unter der Voraussetzung, dass der militärische Konflikt auf das Gebiet der Ukraine beschränkt bleibt und nicht weiter eskaliert, gehen wir für das Jahr 2022 von einem prozentualen Umsatzwachstum im hohen einstelligen Bereich sowie einem leichten Ergebniswachstum aus.
Die Adolf Würth GmbH & Co. KG erhebt und verarbeitet die in dem Formular angegebenen personenbezogenen Daten, um für Sie die gewünschte Anfrage zu bearbeiten. Bitte beachten Sie bei den Formularen die Markierung der Pflichtfelder. Rechtsgrundlage für diese Verarbeitung, der zwingend erforderlichen Daten, ist Art. 6 Abs. 1 lit. b DSGVO, Durchführung einer vorvertraglichen Maßnahme. Die Verarbeitung der von Ihnen freiwillig mitgeteilten Daten erfolgt auf der Grundlage von Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO. Danach ist eine Verarbeitung zulässig, die zur Wahrung der unserer berechtigten Interessen erforderlich ist. Unser berechtigtes Interesse besteht darin, mit Ihnen, unseren Kunden, Kontakt zu haben, unsere Beratungsqualität zu verbessern und Sie bei möglichen Rückfragen einfacher kontaktieren zu können. Die erhobenen Daten werden von uns nur solange gespeichert, wie es für die Bearbeitung Ihrer Anfrage sowie zur Kontaktaufnahme mit Ihnen erforderlich ist. Danach werden sie gelöscht.
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